Spendenfahrt von Pater Gerd Hemken SCJ
Tag 11 – Freitag, 17.03.2023



Gesund, aber total müde, bin ich nach 6900 Kilometern wieder im Kloster Neustadt angekommen.
Was bleibt nach diesen intensiven Tagen? Die Menschen waren dankbar, dass wir Hilfsmittel in die Ukraine gebracht haben, die ihnen das Überleben ermöglichen. Sie sind dankbar für jedes Gebet von uns für den Frieden.
Die Reise war ungemein wichtig und informativ, um zu sehen, wie wir gemeinsam mit der polnischen Ordensprovinz in Zukunft ganz konkret helfen können. Einen Plan dafür habe ich auf den langen Autofahrten mit P. Piotr entworfen.
Es war spannend, die beiden Welten der Ukraine zu erleben: Hier die hochmoderne, hoch technologisierte und digitalisierte Welt – auf der anderen Seite die „alte Ukraine“, die anmutet wie Westeuropa vor 70 Jahren.
Auf der einen Seite die ungemein freundlichen und liebenswerten Menschen – auf der anderen Seite die bittere Not. Das ist schon heftig.
Am schlimmsten waren zwei Erkenntnisse: Die vielen alten Menschen, die zurückbleiben und oftmals kaum genug zum Überleben haben. Und dann die vielen Soldaten, die im Krieg kämpfen müssen, und ihre Familien – vor allem die Kinder –, die in unendlicher Angst um ihre Männer, Väter und Söhne sind.
Es gibt viel zu erzählen. Am Sonntag nach der 10-Uhr-Messe in der Klosterkirche werde ich das tun. Herzliche Einladung an alle!
Bitte lassen Sie nicht nach in Ihrer Unterstützung für die Menschen in der Ukraine!
Unser Spendenkonto:
Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester
IBAN DE05 4006 0265 0000 1230 00
Stichwort: Ukraine
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Tag 10: Donnerstag, 16.03.2023


Es ist jetzt 21.45 Uhr, und ich bin gerade in der Nähe von Katowiz angekommen, wo ich übernachten werde.
Mit einem bedrückenden Bild haben wir heute die Ukraine verlassen: Als wir kurz vor der Grenze zu Polen durch ein kleines Dorf fuhren, war die Straße mit schwarz gekleideten Menschen gesäumt. Auf der Bordsteinkante rechts und links der Straße stand alle paar Meter ein Grablicht.
Am Ortsausgang hatte sich eine Gruppe junger Erwachsener mit ukrainischen Fahnen versammelt. Alle warteten auf die Heimkehr eines Dorfbewohners, eines jungen Mannes, der an der Front gefallen ist.
Im Radio haben wir heute gehört, dass gestern alleine in Bachmut 200 Soldaten gefallen sind. Das alles macht einen traurig, wütend und sprachlos.
Inzwischen sind wir nach eineinhalb Stunden Zollabfertigung in Polen angekommen.
Was bleibt in Erinnerung?
Die Ukraine ist ein wunderbares großes Land mit liebenswürdigen, gastfreundlichen Menschen.
In Erinnerung bleibt, dass Hilfe Not tut und wir viel tun können.
Für Pater Piotr und mich war das die erste gemeinsame Reise in die Ukraine. Sie wird nicht die letzte sein. Auf der heutigen Fahrt haben wir einen Acht-Punkte-Plan zusammengestellt, wie wir gemeinsam mit unseren Freunden und Wohltätern der Ukraine helfen wollen. Nach Rücksprache mit unseren Provinzleitungen wollen wir den Plan bald vorstellen.
Tag 9: Mittwoch, 15.03.2023



Heute Morgen haben wir um 7 Uhr im Kloster der Schwestern in Charkiw den Gottesdienst gefeiert. Anschließend war gemeinsames Frühstück, und dann haben wir uns von den Schwestern dort verabschiedet. Zunächst waren wir in der Innenstadt von Charkiw an jenem berühmten Platz, wo am 1. März 2022 die große Rakete niedergegangen ist. Große Gebäude in der Innenstadt wurden damals zerstört.
Als wir uns dort die Kriegsschäden angeschaut haben, hörten wir Sirenengeheul. Es war Raketenalarm. Das hatten wir in den vergangenen Tagen immer wieder gehört und uns nichts Besonderes dabei gedacht.
Wir sind dann losgefahren Richtung Kiew, und als wir gerade auf der Autobahn waren, haben wir im Radio gehört, dass am Stadtrand von Charkiw Raketen eingeschlagen haben. Von daher haben wir großes Glück gehabt.
Für mich war es ein besonderes Erlebnis, am Abend in der Rush Hour quer durch Kiew zu fahren. Wer dort bremst, hat verloren. Auch ansonsten: Kiew, eine Vier-Millionen-Stadt, hochmodern, ist etwas ganz Besonderes.
Wir sind jetzt wieder in Perszotrawensk, in einer kleinen Ortschaft 150 Kilometer westlich von Kiew angekommen.
2.000 Menschen leben hier, 400 davon sind katholisch, 1600 orthodox. Seit etwa 25 Jahren haben die Herz-Jesu-Priester hier ein Kloster. Im ersten Kriegsjahr sind acht Männer aus dem Ort an der Front gefallen. Vier davon waren orthodox, und vier gehörten der katholischen Gemeinde an. Aktuell sind acht Männer als Soldaten im Kriegsgebiet.
Das persönliche Schicksal von Luda, Sascha, Max und Maryana
Einer von ihnen ist Sascha, 39 Jahre alt. Er und seine Frau Luda (34 Jahre alt) führen hier in ein kleines Metallgeschäft. Sie haben zwei Kinder, Max und Maryana. Max ist 14 Jahre alt und wird bald 15, seine kleine Schwester 8. Sascha ist seit vier Monaten beim Militär. Seit einem Monat ist er als Sanitäter an der Front in der Nähe von der momentan stark umkämpften Stadt Bachmut.
Luda erzählte mir von der großen Sorge und der Angst ihrer Kinder um ihren Mann Sascha. Sie hören täglich in den Medien von den schweren Kämpfen und den Verlusten rund um Bachmut. Viel Kraft, Mut und Trost schöpft die ganze Familie aus dem Glauben und aus dem Gebet.
Sie und Sascha führen, seitdem sie verheiratet sind, ein intensives gemeinsames Gebetsleben. Dieses Gebet, so sagt sie, intensiviert ihre Beziehung immer tiefer. Und so fühlen sie auch auf großer Distanz hin, ob es dem anderen gut oder schlecht geht. Durch das Gebet wissen sie sich aber auch in der Hand Gottes geborgen.
Luda ist in der Gemeinde aktives Mitglied in der Herz-Marien-Gebetsgemeinschaft von Frauen. Auch andere Soldatenfrauen kommen zu den wöchentlichen Gebetsstunden. Das gemeinsame Gebet stärkt sie. Sascha wird bis zum Ende des Krieges in der Armee bleiben. Luda sagt, dass die Trennung schmerzhaft sei. Aber dass Sascha in der Armee bleiben müsse, sei wichtig, denn schließlich gehe es um die Freiheit der Ukraine und um die Zukunft ihres Volkes.
Tag 8: Dienstag, 14.03.2023



Heute Morgen haben wir um 6.30 Uhr in Charkiw gefrühstückt. Anschießend sind wir bei traumhaftem Wetter zwei weitere Stunden Richtung Osten gefahren nach Izjum. Izjum war letztes Jahr etwa ein halbes Jahr von den Russen besetzt. Anschließend haben die Ukrainer diese Stadt zurückerobert. Ursprünglich lebten 60.000 Menschen in der Stadt, jetzt sind es nur noch 10.000. Die Stadt ist größtenteils zerstört.
Auch das öffentliche Krankenhaus, das wir besucht haben, ist zerstört. Ganz langsam fängt das Leben dort wieder an. Auf dem Weg nach Izjum haben wir sehr viele Straßensperren passieren müssen. Wir wurden oft vom Militär kontrolliert - wir haben so richtig gemerkt, dass wir mitten im Kriegsgebiet sind.
Zum ersten Mal haben wir ganz, ganz große, massive Zerstörungen gesehen. In Izjum sind vor allen Dingen die Alten und die Rentner zurückgeblieben, alle jungen Leute sind weggezogen, weggegangen, geflüchtet. Bei den Alten ist die Not auch deshalb so groß, weil sie nur 60 bis 80 Euro pro Monat an Rente bekommen. Die Lebensmittel, die man in den noch vorhandenen Läden kaufen kann, sind aber fast genauso teuer wie bei uns. Von daher waren die Menschen sehr froh, dass wir gekommen sind, um Lebensmittel zu bringen.
Auf der einen Seite haben wir 380 Pakete verteilt, für jeden Haushalt ein Paket mit den gespendeten Hilfsgütern, die wir aus Deutschland mitgebracht haben. Es kamen aber auch Dinge aus Polen dazu und vor allen Dingen auch Lebensmittel – vor allem Eingemachtes und Kartoffeln -, die uns die Menschen aus dem Westen der Ukraine mitgegeben hatten.
Am Abend haben wir in Charkiw in der Kathedrale am Gottesdienst teilgenommen. Anschließend hatten wir ein Gespräch mit dem hiesigen Bischof über die Situation in der Diözese. Ein Prozent der Ukrainer sind katholisch. In seiner Diözese, so sagt der Bischof, gibt es eigentlich 70.000 Katholiken, jetzt sind es aber nur noch 5000. Alle anderen sind geflüchtet.
Ein wichtiger Moment am heutigen Tag war, dass wir Luda mit in unserem Wagen hatten. Sie ist mit uns nach Izjum gefahren. Ihr Mann ist zurzeit in Bachmut als Soldat tätig. Er hat heute einen Tag frei bekommen, und so durften die beiden sich für ein paar Stunden in Izjum treffen. Als sie sich dann am späten Nachmittag wieder getrennt haben, war das mehr als eine herzzerreißende Szene. Man konnte kaum hinschauen.
Was bleibt am Ende des Tages in Erinnerung? Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich richtigen Krieg erlebt. Heute gingen oft die Sirenen. Und es war sehr schlimm, mitanzusehen, dass gerade die alten Menschen, die keine Chance haben, wegzugehen, zurückgeblieben sind, und jetzt schauen müssen, dass sie irgendwie über die Runden kommen.
Aber es war auch schön, diesen Menschen konkret helfen zu können.
Morgen geht es wieder zurück in Richtung Westen.
Tag 7: Montag, 13.03.2023



Beim wunderschönen Sonnenaufgang sind wir heute um 6 Uhr gestartet. Zunächst sind wir nach Irpin gefahren. Dort kamen wir um 9 Uhr an. Unsere drei Mitbrüder haben uns erwartet und uns ihr Kloster gezeigt. Der Bau der Kirche ist noch im Gange. Sie erzählten uns viel von den Angriffen und von den Zerstörungen in Irpin.
Um 10.30 Uhr sind wir dann weitergefahren. Es ging quer durch Kiew. Kiew ist eine Vier-Millionen-Stadt. In den vergangenen Tagen hatten wir uns förmlich in der Vergangenheit befunden, in ganz einfachen Verhältnissen auf dem Land. Kiew dagegen ist eine hoch moderne Stadt. Sie könnte mitten in Europa liegen, ganz in unserer Nähe.
Mitten in Kiew hatten wir dann eine Autopanne. Die Bremsen haben versagt. Dabei hatten wir großes Glück im Unglück, denn genau an der Stelle, wo wir die Panne hatten, war eine Mercedes-Werkstatt. Die Männer haben sich sofort um unser Auto gekümmert und es in nur eineinhalb Stunden repariert. Und weil wir mit einem Hilfstransport unterwegs sind, haben sie von uns für die Arbeitszeit für zwei Mann nur 10 Euro Arbeitslohn verlangt.
Nach Kiew ging es dann über viele, viele Kilometer bis Charkiw. Die weite Strecke war geprägt von endloser Weite. Man sagt ja, dass die Ukraine die Kornkammer Europas ist. Das kann man nur bestätigen: So weit das Auge reicht, nur Kornfelder - oder momentan schwarze Ackerfelder, tiefschwarze Erde. Unterwegs haben wir aber auch viele Flächen gesehen, die im vergangenen Jahr nicht abgeerntet werden konnten oder nicht abgeerntet wurden.
Um 20.15 Uhr sind wir in Charkiw angekommen. Charkiw liegt nur 30 km von der russischen Grenze entfernt. Erst am 9. März gab es hier Bombenangriffe. Die Raketen wurden in Russland gestartet. Von Russland bis nach Charkiw brauchen sie nur 40 Sekunden. Das bedeutet, man hat kaum eine Chance, in den Keller zu kommen.
Wir hoffen, dass wir in den kommenden Tagen so etwas hier nicht erleben werden.
Untergebracht sind wir bei den Honorathi-Sisters. Sie haben uns freundlich aufgenommen und werden uns auch morgen beim Verteilen der Lebensmittel begleiten.
Charkiw wurde in den vergangenen Wochen und Monaten schon oft angegriffen. Die russischen Soldaten waren sogar schon kurz vor dem Stadtkern. Sie wurden aber wieder zurückgedrängt.
Vor dem Krieg war Charkiw die russischste Stadt in der Ukraine. Es leben hier sehr viele Menschen, die eine enge Verbindung zu Russland haben. Inzwischen sagt man aber, dass Charkiw die ukrainischste Stadt in der Ukraine ist. Viele Leute haben ihre Meinung geändert aufgrund der Situation: Charkiw möchte unbedingt ukrainisch bleiben.
Was bleibt am Ende des Tages? Die Bilder von der endlosen Weite, von diesem riesigen Land, aber auch die Erinnerung an die vielen, vielen Straßen- und Personenkontrollen, die wir heute erlebt haben.
Tag 6 – Sonntag, 12.03.2023


Ein ereignisreicher Sonntag liegt hinter mir. Der Tag begann heute Morgen um 9.30 Uhr mit dem Kreuzweg in der Kirche, anschließend war das Hochamt in polnischer Sprache und danach die Anbetung. Alles zusammen dauerte zwei Stunden. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt - das heißt hier 150 Leute. Das ist gar nicht schlecht, denn die Gemeinde hat momentan 400 Mitglieder.
Acht Männer aus der Gemeinde sind momentan an der Front, vier Männer aus der Gemeinde sind schon gefallen. Von daher ist die Sorge in der Gemeinde auch groß. Nach dem Gottesdienst bat mich der Pfarrer, ein paar Sätze zu sagen; das habe ich - genauso wie P. Piotr - auch getan. Ich habe den Menschen in der Gemeinde versichert, dass die Menschen in Deutschland an die Ukraine denken und um den Frieden und für alle in der Ukraine beten, und es eine besondere Verbundenheit zwischen den Deutschen und den Ukrainern gebe. Das Ganze wurde mit einem kräftigen Applaus quittiert.
Nach dem Mittagessen haben P. Pior und ich dann eine ukrainische Familie besucht. Dort waren wir zum Kaffeetrinken eingeladen. Wir haben etwas gehört von ihren Sorgen. Der Mann ist krank, und trotzdem besteht die Angst, dass er zum Kriegsdienst eingezogen wird. Die Ehefrau ist in großer Sorge.
Nach dem Kaffeetrinken haben wir uns dann mit Leuten aus der Gemeinde getroffen. Zwei Transporter haben wir beladen. All die Dinge, die wir am Freitagabend vorsortiert haben, wurden jetzt eingeladen, dazu kamen noch viele Sachen, die die Leute aus dem Dorf auch gespendet haben: eingemachtes Gemüse, eingemachtes Obst, Gurken – alles, was man sich so vorstellen kann.
Am Abend waren wir dann noch bei einem anderen Mitbruder, 40 km von hier entfernt, und haben ihm einige von unseren Lebensmitteln gebracht.
Morgen früh Uhr starten wir mit den beiden Transportern um sechs Uhr, dann geht es zunächst nach Kiew, von Kiew nach Irprin, dort besuchen wir unsere drei Mitbrüder, dort werden wir Sachen verteilen, und von dort aus geht es dann die weit Strecke nach Charkiw.
Charkiw ist ja eine von den ganz stark zerstörten Städten. Wir werden dort bei Ordensschwestern im Kloster übernachten.
Tag 5: Samstag, 11.03.2023


Gestern habe ich davon berichtet, dass aus deutscher Perspektive hier so manches anmutet wie bei uns vor 70 oder 80 Jahren. Liturgischerseits wurde das heute bestätigt: Am Vormittag haben wir an der Eucharistiefeier der Gemeinde teilgenommen. Im Anschluss daran wurde in der Kirche von Kindern und Jugendlichen in großer Andacht der Kreuzweg gebetet. Daran schloss sich die Katechese dieser Gruppe im Pfarrhaus an.
Nicht, dass ich das kritisieren will. Aber was mit deutschen Augen auf der einen Seite als beneidenswert erscheint, mutet zugleich an wie aus einer anderen Zeit.
Nach dieser spirituellen Erfahrung haben Pater Piotr und ich das örtliche Flüchtlingsbüro besucht. Auch hier im Dorf leben 130 Binnenflüchtlinge. Es ist bemerkenswert, wie viele Menschen - trotz der eigenen Armut - hilfsbereit sind. So gibt es unter anderem hinten in der Kirche eine Stelle, wo Lebensmittel für Binnenflüchtlinge abgelegt werden können. Heute lag dort keine Schokolade oder Kaffee oder Tee - Dinge also, die man kaufen muss -, sondern eingemachtes Obst und Gurken, gepökelter Speck und selbstgemachte Wurst. Die Menschen teilen das, was sie selber produzieren.
Am Mittag kamen unser Generaloberer aus Rom, Pater Carlos Luis Suarez Codorniú und der Generalrat Pater Artur Sanecki SCJ mit fast allen ukrainischen Mitbrüdern zusammen.
Im Anschluss an das Mittagessen haben wir lange überlegt, wie wir gemeinsam konzentriert in der Ukraine helfen können. Gute Ideen wurden dabei entwickelt. Neben einem neuen medizinischen Zentrum wurde über weitere Hilfstransporte in Zusammenarbeit mit der polnischen Provinz gesprochen.
Auch soll es im Sommer hier in Perszotrawensk ein Sommercamp für ukrainische Kinder geben sowie eine Ferienfreizeit in unserem Kloster in Maria Martental in Deutschland für ukrainische Jugendliche. Für viele von ihnen sind diese Veranstaltungen etwas, worauf sie im grauen Kriegsalltag hinfiebern.
Tag 4: Freitag, 10.03.2023

Nachdem die Russen gestern viele Orte in der Ukraine bombardiert haben, ist heute vielerorts der Strom ausgefallen. So auch hier im Kloster in Perszotrawensk und in der ganzen Umgebung.
Wenn es keinen Strom gibt, dann gibt es hier auch kein Wasser. Es gibt keine allgemeine Wasserversorgung. Viele Häuser haben einen Brunnen vor dem Haus. Mit Eimern wird immer noch Wasser geschöpft. Manche Häuser haben eine Wasserpumpe. Die funktioniert aber nur, wenn Strom da ist. Diese Tatsache ist ein Beispiel dafür, dass wir uns hier in einer sehr armen Region befinden.
Wenn man durch die Dörfer fährt, dann ist das eine Zeitreise. Aus deutscher Perspektive fühlt man sich 70 Jahre und mehr zurückversetzt.
Am heutigen Vormittag haben wir drei Mitbrüder in ihren Pfarreien besucht und ihnen Lebensmittel aus Deutschland gebracht. Sie erzählten von den vielen Männern aus ihren Gemeinden, die jetzt an der Front sind. Und davon, dass manch einer, der zuvor noch nie in der Kirche gesehen worden war, vor seinem Einzug zum Militär zum Pfarrer kam, um zu beichten und um seinen Segen zu bitten.
Ein Mitbruder erzählte aber auch von einer Soldatenbeerdigung in seiner Gemeinde in der letzten Woche. Als der Sarg mit dem toten Soldaten ins Dorf gebracht wurde, stand das ganze Dorf am Straßenrand und kniete nieder, als der Sarg vorübergetragen wurde. Herzzerreißend!
Bei unseren Fahrten überland haben wir viel Militär gesehen. In jedem größeren Ort gibt es Straßensperren.
Am Nachmittag haben wir eine Stiftung besucht, die sich psychologisch um vom Krieg traumatisierte Kinder kümmert. Wir unterstützen diese Stiftung finanziell. Heute Abend waren einige Ehrenamtliche hier im Kloster und haben all unsere Spenden in Taschen aufgeteilt.
Am Montag fahren wir nach Irpin, Charkiv und Izjum, eine der am meisten zerstörten Städte. Dort werden wir die Tüten an bedürftige Familien verteilten.
Was bleibt am Ende des Tages besonders in Erinnerung? Die Armut in dieser Region der Ukraine, die auch schon vor dem Krieg da war und jetzt noch verstärkt wird. Es ist aber auch das Bild mit den Ehrenamtlichen präsent, die aktiv ihren Landsleuten helfen.
Tag 3: Donnerstag, 09.03.2023

Der Tag begann verheißungsvoll mit einem tollen polnischen Frühstück im Hotel in Rzezow. Um 8:30 Uhr sind wir in Richtung Grenzstation Budomierz gestartet. Als wir an der hochgesicherten Grenzstation ankamen, war nur ein Wagen vor uns. Wir waren voller Hoffnung, dass wir die Grenze schnell passieren können. Aber dem war nicht so. Die Abfertigung dauerte 3 Stunden und 30 Minuten. Warum? Keiner konnte es uns sagen.
Von der Grenzstation bis zu unserer Kommunität in Perszotrawensk waren es dann 440 km. Für diese Strecke brauchten wir 8 Stunden und 30 Minuten, ohne Pause. Die Straßen waren teilweise so schlecht, dass wir nur im Schritttempo fahren konnten. Bis auf einige Straßensperren und Barrikaden an Brücken haben wir vom Krieg nicht viel mitbekommen. In den Dörfern und Städten schien alles normal zu sein.
Als wir um 22:45 die Kommunität erreichten, wurden wir schon von Pater Jan und unserem Kandidaten Sergio mit einem leckeren Abendessen und aktuelle Kriegsinformationen erwartet. Auch in dieser Region sind in der letzten Nacht Raketen eingeschlagen. Die nächste bombardierte Stadt ist 65 km entfernt.
Ein bisschen mulmig ist mir schon. Wir hoffen das Beste - für uns und die Ukraine.

Tag 2: Mittwoch, 08.03.2023
Die Fahrt am ersten Tag bis Görlitz hat problemlos geklappt. Görlitz ist eine traumhaft schöne Stadt, hat eine super erhaltene Bausubstanz. Nach einer erholsamen Nacht bin ich am zweiten Tag nach 587 Kilometern staufrei in Rzeszow angekommen. Die Route führte über Breslau, Katowitz, Krakau und Tarnow.
Unterwegs habe ich auf der Autobahn weder Hilfstransporte noch Militär gesehen. Es gab keine Hinweise darauf, dass es in Richtung "Krieg" geht. Kurz nach mir traf auch mein polnischer Amtsbruder Pater Piotr Chmielecki SCJ im Hotel ein, mit dem ich in den kommenden Tagen unterwegs sein werde.
Nach einer kurzen Erfrischung haben wir unsere Spenden in einen polnischen Transporter verladen, mit dem wir morgen in die Ukraine fahren werden. Ferner haben wir noch einen zweiten Transporter von der Hilfsorganisation Pro Spe beladen, der auch morgen in die Ukraine fährt. Wir hatten über die polnische Provinz diese Organisation, die von einem ehemaligen Studenten unserer Gemeinschaft, Pfarrer Gierula geleitet wird, schon früher mit Geld unterstützt.
Beim anschließenden Abendessen berichteten Pfarrer Gierula und Pater Piotr von der Schwierigkeit, in der Ukraine vertrauenswürdige Partner und Hilfsorganisationen zu finden. Gleichzeitig erzählten sie, dass es auch schwierig sei, wirklich bedürftige Menschen zu finden. Die Not, so sagen sie, ist unendlich groß - aber nicht bei allen.
Der Ukraine zu helfen ist ganz, ganz wichtig. Aber es ist wohl nicht einfach, die richtigen Adressen zu finden. Korruption gibt es auch bei der Hilfe. Somit bin ich auf die kommenden Tage gespannt.
Foto: P. Gerd Hemken SCJ mit Pfarrer Gierula
Unser Spendentransport in die Ukraine
Tag 1: Dienstag, 07.03.2023

Missionsprokurator Pater Gerd Hemken SCJ ist mit einem Spendentransport auf dem Weg in die Ukraine. Spenderinnen und Spender haben rund 2500 Kilogramm an Hilfsgütern – vor allem haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel – zum Kloster Neustadt gebracht.
An dieser Stelle werden wir regelmäßig über die Fahrt berichten und darüber, was P. Hemken vor Ort erfährt und erlebt.
Bitte bringen Sie vorerst keine Sachspenden mehr ins Kloster Neustadt.
Geldspenden, die wir an die Ukraine weiterleiten, werden weiterhin benötigt. Bitte nutzen Sie dafür das Spendenkonto der Missionsprokura:
IBAN DE05 4006 0265 0000 1230 00
BIC GENODEM1DKM bei der DKM Münster eG
Stichwort: Spendentransport Ukraine
Persönlicher Rückblick auf einen Hilfstransport

Von 21. bis 27. Dezember war P. Piotr Chmielecki SCJ, Stellvertretender Missionsprokurator der Herz-Jesu-Priester in Polen, mit einem Hilfstransport in der Ukraine. Mit 10.000 Euro für haltbare Lebensmittel, Konserven, Hygieneartikel und andere Hilfsgüter hat die Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester den Transport aus Spendengeldern finanziert.
Er war unter anderem in Perschotrawensk, Irpin und Kiew. Die Begegnungen mit den Mitbrüdern, Helfenden und Flüchtlingen, berührten ihn sehr. Einen ausführlichen Bericht lesen Sie hier.
Neuer Transport geplant
Am 6. März 2023 startet Missionsprokurator Pater Gerd Hemken SCJ vom Herz-Jesu-Kloster Neustadt aus einen weiteren Hilfstransport in die Ukraine. Er fährt unter anderem nach Kiew und Irpin. Wenn Sie den Hilfstransport unterstützen wollen, können Sie haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel ins Herz-Jesu-Kloster Neustadt bringen oder für den Hilfstransport eine Spende überweisen.
Jugendtreffen vermittelt ein Gefühl von Normalität

„Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch!“ Diese Bibelstelle aus Johannes 14,27 stand über einem Jugendtreffen, das die Herz-Jesu-Priester jetzt in Pershotravensk organisierten. Rund 150 Jugendliche nahmen daran teil, nicht nur katholische Jungen und Mädchen.
Ziel war vor allem, ihnen zumindest einen Tag lang gute Laune zu schenken und Zuversicht. So gab es auch eine katechetische Einheit mit dem Titel „Euer Herz erschrecke nicht.“
Das Programm war vielfältig mit mehreren Workshops, Musik und Tanz sowie einer Ausstellung und Vorführung der Feuerwehr. Erinnerungsbändchen, die die Jugendlichen sich um die Handgelenke banden, sollen an einen unbeschwerten Tag erinnern. Denn solche Erfahrungen sind im vergangenen halben Jahr fast gar nicht mehr möglich.
Bitte unterstützen Sie uns weiterhin mit Ihrer Spende, damit auch solche Aktionen möglich sind, und damit Kinder und Jugendlichen zuversichtlich nach vorne schauen können.
3.000 Euro Spende aus dem „Run für freedom“ der DJK St. Ingbert

3.000 Euro hat die DJK Sportgemeinschaft 1963 e.V. St. Ingbert für die Menschen in der Ukraine gespendet. Die Summe stammt aus dem Frühlingslauf am 29. April.
Nach zweijähriger Corona bedingter Zwangspause konnte der St. Ingberter Stadtlauf 2022 endlich wieder stattfinden – trotz der Unsicherheit bis Ende 2021, ob man eine so große Veranstaltung durchführen könne. Hinzu kam die Schließung der Ingobertushalle, und somit musste der Lauf in seiner ursprünglichen Form abgesagt werden.
Aber zeitgleich wurde die Idee eines Ersatzlaufs geboren: ein Frühlingslauf ohne Platzierungen, Siegerehrung und Startgeld, aber mit professioneller Zeitnahme und das Ganze als Spendenlauf unter dem Motto „Run for Freedom“.
Die Strecken verliefen in dem Waldgebiet rund um den Wombacher Weiher, durch die schöne Natur St. Ingberts. Um 17:00 Uhr gingen die Bambinis motiviert auf die Strecke, um nach 300 m am Wendepunkt wieder zurück durch die Ziellinie zu laufen, wo sie voller Stolz ihre Medaille in Empfang nahmen. Beim Schülerlauf U10 bis U16 waren 83 Teilnehmer vertreten und starteten 15 Minuten danach. Der Jedermannlauf war mit 144 Teilnehmern der stärkste Lauf.
Pünktlich um 18:30 Uhr fiel der Startschuss zum Hauptlauf mit 135 Teilnehmen. Es war eine anspruchsvolle Runde.
Rückblickend war die Alternative für den Stadtlauf eine rundum gelungene Veranstaltun,g die den Gemeinschaftssinn der DJK noch einmal in den Vordergrund gestellt hat. Nicht die Siege sind wichtig, sondern es zählen persönliche Erfolge, Fairplay und Teamgeist.
Ein herzliches Dankeschön!
Und wir im Spendenbüro der Herz-Jesu-Priester sind den Sportlern, Läufern und Sponsoren überaus dankbar für ihre Spende!
Derzeit warten wir auf aktuelle Berichte der Herz-Jesu-Priester in der Ukraine.
Herz-Jesu-Fest gefeiert

Der Kindercampus in der letzte Juni-Woche in Irpin ist erfolgreich zu Ende gegangen. Täglich nahmen 110 Kinder an dem Ferienprojekt mit vielen Angeboten teil, die von Freiwilligen vorbereitet und organisiert wurden: Es wurde gesungen und gespielt, und danach besuchten alle gemeinsam die heilige Messe und die Anbetung.
Als Erinnerung an die gemeinsame Zeit erhielt jeder Teilnehmer ein Herz-Jesu-Kreuz. Dabei war auch wichtig, dass das Herz-Jesu-Fest gefeiert wurde.
„Die Woche hat es den Menschen in Irpin ermöglicht, den Krieg zumindest für einige Zeit zu vergessen. Gemeinsam spielen und singen, beten und das Wort Gottes hören sowie Zeit miteinander verbringen – das bringt Freude und Gemeinschaft. Es ist Gottes Plan“, betonen die Herz-Jesu-Priester und bedanken sich bei allen, die geholfen haben, den Campus und die Feier zu organisieren.
„Urlaub vom Krieg“ – Kindercampus während der Ferien in Irpin

Genau einen Monat ist es her, dass P. Andrzej Olejnik SCJ, Herz-Jesu-Priester aus Irpin, zu Besuch in Neustadt war. Er hatte die lange und beschwerliche Reise aus der Kleinstadt nahe Kiew auf sich genommen, um eine besondere Spende entgegenzunehmen: Aus Spendengeldern hatte die Missionsprokura ein Auto gekauft, das die Herz-Jesu-Priester nun für ihre pastorale und soziale Arbeit nutzen.
In dieser Woche hat ein „Kindercampus“ begonnen: Schon am ersten Tag kamen rund 90 Kinder, um „Urlaub“ zu machen von Krieg und Zerstörung und zur Ruhe zu kommen. Am zweiten Tag zählten die Helferinnen und Helfer schon 110 angemeldete Kinder.
Auf dem Tagesplan steht in dieser Woche das gemeinsame Spielen und Beten. Auch bekommen die Kinder mittags etwas zu essen. Glücklicherweise ist die Kirche in Irpin nahezu unzerstört geblieben bei den russischenAngriffen. So können Teile des Ferienangebots auch im Innern der Kirche stattfinden, zumal regnerisches Wetter herrscht. Aber nicht nur der Gottesdienst wird in der Kirche gefeiert, hier essen die Kinder auch und halten sich für einige Spiele auf.
P. Andrzej Olejnik SCJ ist im Mai zwar müde, aber gesund wieder in Irpin angekommen und ist ausgesprochen dankbar – nicht nur für das Auto: „Es ermöglicht uns, auch weiterhin unsere sozialen Projekte umzusetzen. Danke für alles rund um den Kauf und die Überführung des Autos. Danke auch für die guten Gespräche, die Empathie und ermutigende Worte. Wir sind Ihnen umso Ihnen dankbarer, weil wir sehr gut wissen, dass wir unsere Initiativen ohne Ihre Hilfe nicht umsetzen könnten. Möge das Herz Jesu großzügig Ihre Offenheit und Hilfsbereitschaft vergelten. Wir wünschen Ihnen allen ein frohes Herz Jesu Fest.“
Die Herz-Jesu-Priester bleiben wichtige Helfer und Begleiter für die Menschen. P. Olejnik sagt: „Der große und schwere Krieg bringt in unserer Region weiter viel Angst, Verwüstung und Tod. Viele Menschen sind zurückgekommen und versuchen, ihre Häuser in Ordnung bringen. Wir bleiben im Gebet mit Ihnen verbunden.“
Diese Aussage zeigt, dass Spenden weiter benötigt werden – in der aktuellen Kriegszeit, aber auch danach, wenn die Ukrainerinnen und Ukrainer ihre Heimat und ihr Zuhause wieder aufbauen.
„Im Gebet finden wir Ausdauer und Kraft“

Siergiej Babic ist ein ukrainischer Medizinstudent und Bewohner des Studentenheims in Irpin. Er interessiert sich für das Leben der Dehonianer und engagiert sich in zweierlei Hinsicht: Als Medizinstudent führte er bereits Erste-Hilfe-Kurse durch und nahm auch die gespendeten medizinischen Produkte entgegen. Aber er sorgt sich auch seelsorgerlich um die Menschen.
Vor einigen Wochen sagte er im Interview: „Vor dem Krieg habe ich nicht verstanden, was es heißt, Dehonianer zu sein.“ Inzwischen aber versteht er das Wort „Verfügbarkeit“: „Es ist die Bereitschaft zuzuhören, eine helfende Hand zu geben. Es bewegt mich und gibt mir Kraft, es lässt mich verstehen, was es bedeutet, Teil einer großen Familie zu sein. Fr. Dehon hat oft gesagt, dass wir helfen müssen, Dinge zu bauen, Häuser, Orte, wo wir Menschen aufnehmen können.“
Über die derzeitige Arbeit in Irpin berichtet er: „Wir arbeiten im Heiligen Geist mit jeder Gruppe unserer Gesellschaft. Wir besuchen kranke, arme und leidende Menschen. Wir verteilen humanitäre Hilfe an Bedürftige. Wir arbeiten mit Freiwilligen zusammen. Jetzt bereiten wir viele Dinge für das Sommerlager für Kinder und Jugendliche vor, weil wir wissen, dass sie diese Aktivität trotz allem brauchen. Und wir beten! Wir beten viel, denn durch das Geheimnis des Heiligsten Herzens Jesu Christi finden wir Kraft und Ausdauer in den Zeiten der Finsternis.
Wir sagen Danke: Solidaritätstag erbringt 3.200 Euro für Opfer des Ukraine-Kriegs

„Ich hätte diese wunderbare Gegend hier gerne unter anderen Umständen kennengelernt“, sagte Marina Mayesvka, eine junge ukrainische Mutter, die seit März in Königsbach lebt, bei einem Solidaritätsfest am 22. Mai im Pfarrheim.
Ihre Tochter Maya besucht die Kita St. Johannes, und so kam über die Leiterin, Ute Baron, der Kontakt zu den Organisatoren zustande. Unter den fast 200 Gästen, die über den Tag verteilt die Aktion besuchten, waren auch einige ukrainische Familien. Während das Kita-Team ein Angebot für die kleinen Gäste bereit hielt, wurden von Marina Mayevska die Hintergründe des Konflikts in den letzten 30 Jahren beschrieben. Gemeinsam hörten sie den eindrucksvollen Bericht von Pater Gerd Hemken SCJ, der mit den Herz-Jesu-Priestern im schwer getroffenen Irpin westlich von Kiew Hilfe für die Opfer organisiert. „Alleine in dieser Stadt haben 7.000 Familien ihr Zuhause verloren“, verdeutlichte er die Dimension der Verwüstungen.
„Ich bin so froh, dass wir diese Aktion auf die Beine stellen konnten“, meinte Ortsvorsteherin Alexandra Schaupp. Rundum zufrieden waren auch die Veranstalter, Veronika Wolf von der kfd, Stephan Koppenhöfer von der CDU und Wolfgang Appel von der Pfarrgemeinde und die über 20 Helferinnen und Helfer. Bis auf einen kleinen Rest waren alle Kuchen verkauft, Waffeln, Bratwürste und Getränke fanden großen Absatz. Die Weingüter Klohr und Hammer-Sommer stifteten die Getränke. Für alle Angebote wurden keine Preise verlangt, sondern es wurde um Spenden gebeten.
So konnten am Ende des Tages insgesamt 3.200 Euro Reinerlös erzielt werden, der zu gleichen Teilen an die Ukraine-Hilfe der Herz-Jesu-Priester und an die Flüchtlingsversorgung in der Gimmeldinger Meerspinnhallte übergeben werden. „Es ist so wichtig zu wissen und zu spüren, dass die Menschen hier unser Land unterstützen“, bedankte sich eine ukrainische Besucherin bei der Dorfgemeinschaft.
Stumme Entschlossenheit: Wiederaufbau in Irpin
09.05.2022

Die Kleinstadt Irpin mit rund 60.000 Einwohnern – vor dem Krieg – liegt in Schutt und Asche. Zahlreiche internationale Politiker haben sich in den letzten Tagen davon überzeugt und sind betroffen abgereist.
Seit die ukrainische Armee die Stadt Ende März zurück eroberten, laufen die Aufräumarbeiten. Alle helfen mit. Die Bewohner kehren zurück, Geschäfte öffnen wieder, das Straßennetz wird wiederhergestellt, die Suche nach Minen läuft.
P. Tadeusz Wolos SCJ, der in der Stadt ausgeharrt hat, berichtet von Glück im Unglück: Im Pfarrhaus wurde nur ein Fenster beschädigt. Und auch die Kirche, die sich noch im Aufbau befindet, ist intakt.
Vom Alltag in Polen und Osterbesuchen in der Ukraine

P. Witold Janus ist stellvertretender Provinzial in Polen und organisiert die Arbeit für die Flüchtlinge in Polen. In einem kurzen Interview berichtet er von der aktuellen Lage:
Seit Wochen kommen Flüchtlinge nach Polen. Gibt es für diejenigen, die schon länger bei Ihnen sind, inzwischen so etwas wie Alltag?
Die Flüchtlinge, die bei uns bleiben, werden immer stärker in den Alltag eingebunden. Einige von ihnen haben sogar schon Arbeit gefunden. Die meisten haben bereits eine PESEL, das ist bei uns die Identitätsnummer, können legal arbeiten und sind krankenversichert. Die Kinder gehen zur Schule, sie lernen Polnisch und Englisch. Sie haben freien Zugang zu Kindergärten und Schulen. Sie integrieren sich ganz einfach. Einige Kinder lernen auch online mit Hilfe von Schulen in der Ukraine. Ein großer Teil der Kinder wird in polnischen Krankenhäusern behandelt. Einige Flüchtlinge sind aber auch bereits in die Ukraine zurückgekehrt.
Kommen weitere Flüchtlinge, gibt es noch ausreichend Betten?
Die Situation ist bisher ziemlich stabil. Es strömen immer noch Flüchtlinge ein, einige kehren aber auch zurück oder andere gehen in den West-Europa. An Unterkünften für die neu Angekommenen mangelt es derzeit nicht. Jetzt suchen wir mehr nach Möglichkeiten, wo sie für lange Zeit leben könnten. Große Hallen sind ja für das Leben auf Dauer nicht geeignet.
Wie finanziert der Staat die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen in Polen?
Die Familien, die einen PESEL-Nummer erhalten, können monatlich zusätzlich 500 PLN Zloty pro Kind (umgerechnet 107 Euro) beantragen. Die Flüchtlinge können – wie gesagt - legal arbeiten und sich krankenversichern. Familien, die Flüchtlinge aufgenommen haben, erhalten vom Staat 40 PLN Zloty (knapp 20 Euro) pro Tag für jeden neuen Bewohner der Familie. Hotels und Pensionen, die Wohnungen zur Verfügung gestellt haben, erhalten eine höhere staatliche Förderung.
Haben die Flüchtlinge Kontakt zu ihren Verwandten in der Ukraine?
Flüchtlinge haben täglich Kontakt zu ihren Familien. Dafür erhalten sie kostenlos eine Vielzahl von SIM-Karten mit Freiminuten und Internetzugang zur freien Verfügung.
Gibt es psychologische Unterstützungsmöglichkeiten?
Jeder, der psychologische Hilfe braucht, hat eine solche Möglichkeit. Vielleicht sind die Angebote nicht überall gleich gut, aber jede Schule hat ihren eigenen Psychologen.
Sie organisieren auch Hilfstransporte: Erhalten Sie weiterhin die Hilfe, die besonders gebraucht wird?
Wir schicken Hilfstransporte in Städte in der Nähe von Żytomierz und Chmielnicki. So haben wir zum Beispiel einen Hilfstransport aus Deutschland ans Krankenhaus in Chmielnicki gebracht. Am wichtigsten sind Verbandsmaterial, Spritzen, Nadeln, Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel, physiologische Kochsalzlösung und Infusionen, die wir an Krankenhäuser oder an die Soldaten an der Front weitergeben. Wir brauchen auch weiterhin lange haltbare Lebensmittel und Stromgeneratoren!
Dankbarkeit!
Für die anhaltend hohe Spendenbereitschaft bedankt sich unter anderem P. Andrzej Oleijnik SCJ, der Hilfstransporte innerhalb der Ukraine organisiert und begleitet.
Auch P. Piotr Chmielecki SCJ von der polnischen Missionsprokur ist nach einer Aktion unter dem Titel „Evangelisierung und Nächstenliebe“ in der Ukraine während der Ostertage dankbar für die Unterstützung, die er und seine „Mitstreiter“ erhalten. Er berichtet: „Mein Abenteuer mit der Lieferung humanitärer Hilfe in der Ukraine endete in Lublin. Wir haben von so vielen Stellen Geschenke erhalten und konnten viele Hilfsgüter kaufen. Und dank der Caritas der Erzdiözese Lublin konnten wir die noch leeren Flächen eines Transporters füllen.“
Zusammen mit Sergei, einem Medizinstudenten aus Kiew, und einigen Freiwilligen besuchte P. Piotr Flüchtlinge in Perszotravensk. In der katholischen Kirche von Rim erzählten sie ihnen die Ostergeschichte, brachten Ostergrüße und Geschenke. Sie besuchten Familien, die in großen Schwierigkeiten sind, aus Butscha, Borodianka, Charkiw, Mariupol. Manche haben wirklich gar nichts mehr, sie sind obdachlos. Trotz allem war die Atmosphäre der Begegnungen sehr fröhlich. Die guten Wünsche und Geschenke wurden dankbar entgegengenommen!
Die Fahrt ging weiter – ebenfalls mit Lebensmitteln, Kleidung und Geschenken - nach Irpin zu Pater Tadeusz Wolos. An der Grenze von Irpin wurde die Gruppe wegen der Ausgangssperre zunächst von Soldaten aufgehalten.
In Irpin gibt es manchmal tagelang keinen Strom, kein Gas und keine Heizung, die Geschäfte sind geschlossen. Für das Ordenshaus hat die Caritas Italien einen Stromgenerator zur Verfügung gestellt, und so bestand die Möglichkeit zum gemeinsamen Kaffee trinken. Immer wieder hörten sie Explosionen, wenn die Ukrainer Minen sprengten. Rechtzeitig zum Abendgottesdienst war die Gruppe wieder zurück in Pershotravensk.
„Die Menschen in Irpin können sich auf uns verlassen!“

Die Hilfsbereitschaft in Polen für Menschen in der Ukraine oder Geflüchtete aus dem Kriegsland lässt nicht nach. Hier zwei Beispiele aus Herz-Jesu-Klöstern in Polen.
P. Damian Płatek SCJ, Rektor des Herz-Jesu-Klosters in Koszyce Małe berichtet, dass hierknapp 20 Menschen Unterkunft gefunden haben: hauptsächlich Mütter mit Kindern – das jüngste ist gerade neun Monate alt – sowie ein älteres Ehepaar. Pilgergruppen, die normalerweise das Haus besuchen, werden derzeit nicht genommen.
P. Płatek erlebt von den Ankommenden eine riesige Dankbarkeit. Mit so viel Offenheit haben sie nicht gerechnet. Sie fragen aber auch ängstlich nach, wie lange sie bleiben können.
Auch engagieren sich die Ukrainerinnen in der Gemeinde und lesen beispielsweise die Lesung in den Gottesdiensten in ukrainischer Sprache. Sie kochen gemeinsam, halten das Haus sauber und helfen im Garten neben dem Haus. Mit Hilfe der örtlichen Seniorengruppe haben sie auch gelernt, Palmzweige zu binden. Die Einnahmen aus dem Verkauf kommen ihnen selbst zu Gute.
Der einzige Mann unter den Geflüchteten hat bereits einen Arbeitsplatz gefunden, und auch einige der Frauen suchen nach Arbeit. Sie alle lernen die polnische Sprache, um sich besser mit den Mitmenschen zu verständigen, und die Kinder besuchen die Schule.
„Eine große Hilfe leistet eine ukrainische Frau, die seit schon vielen Jahren in der Dorf Koszyce lebt. Sie hilft den Flüchtlingen bei der Integration, als Dolmetscherin und bei der Begleitung zu Ämtern“, sagt P. Płatek und fährt fort: „Wir danken Gott für jede Solidarität und für jede Brüderlichkeit, die wir aktuell von so vielen Seiten erfahren!“
Auch die Gemeinschaft der Herz-Jesu-Priester in Pliszczyn verspricht, dass sich die Mitbrüder in Irpin weiterhin auf ihre Unterstützung verlassen können. Freunde des Klosters sowie Gemeindemitglieder aus zwei umliegenden Gemeinden sammeln unentwegt all die Dinge, „die für eine von Russen bombardierte Stadt wichtig sind“. Es gab bereits drei Transporte mit Lebensmitteln, Decken, Schlafsäcken, Medikamenten, Kleidung sowie Hygienemitteln. In naher Zukunft soll es einen weiteren Transport geben, diesmal mit Geschenken, die aufgrund vom Platzmangel noch nicht an die Grenze zur Ukraine gebracht werden konnten.
Was das Wort Verfügbarkeit für Dehonianer ganz konkret bedeutet

Vor zwei Wochen mussten sie Irpin verlassen: P. Andrzej Oleinik SCJ, ein junger moldawischer Priester, und Siergiej Babic, ein ukrainischer Medizinstudent, der sich für das dehonianische Ordensleben interessiert.
Die beiden tun viel dafür, den Menschen in der Ukraine zu helfen. Was der Krieg und ihre Erlebnisse in ihnen verändert, und wie sie sich in der Ordensgemeinschaft gestützt fühlen, darüber sprechen sie in einem Interview mit P. Sergio Rotasperti SCJ:
Zunächst einmal, wie geht es euch, und wie lebt ihr zurzeit?
Siergiej: Danke, es geht uns gut, denn wir sind in Pierszotrawieńsk, einer kleinen Stadt, etwa 200 km von Kiew entfernt. Wir sind vor zwei Wochen aus Irpin geflohen, weil die Situation dort dramatisch ist und es einen humanitären Zusammenbruch gibt.
Andrezj, wie war es für dich, die Pfarrei zu verlassen?
Zu Beginn hätte ich mir nicht vorstellen können, dass der Krieg so nah kommen könnte. Irpin war eine ruhige und schöne Stadt. Wir hatten uns entschieden zu bleiben, weil die Leute uns brauchten. Aber als die Truppen begannen, überall zu bombardieren, auch in zivilen Orten, und wir ohne Wasser, Strom und Heizung blieben, waren wir gezwungen, mit unseren Gläubigen zu fliehen, weil die Situation unerträglich war. Nur Pater Tadeusz Wołos SCJ blieb übrig.
Wie sieht die humanitäre Lage derzeit in Ihrer Umgebung aus?
P. Andrezj: Wir wenden all unsere Zeit auf, um humanitäre Hilfe zu finden und zu leisten, indem wir Lebensmittel, Kleidung und Medikamente verteilen. Wir haben vor allem aus Polen Hilfe erhalten. Dazu fahren wir selbst bis an die polnische Grenze, holen die Sachen und bringen sie hierher. Und dann verteilen wir sie an die Leute in der Pfarrei.
Hier in der Ukraine müssen alle Männer zwischen 18 und 60 Jahren bleiben und zum Militärdienst gehen; sie dürfen die Ukraine nicht verlassen. Als moldawischer Bürger kann ich mich freier bewegen und an die Grenze gehen, um das Notwendige zu holen.
Siergiej, du bist ein junger Student, studierst Medizin und interessierst dich auch für das Leben der Dehonianer. Hat dich diese dramatische Erfahrung als Mensch und als Gläubiger irgendetwas gelehrt?
Siergiej: Diese dramatische Erfahrung hat mich viel gelehrt. Vor allem, dass die Menschen Liebe und Nähe brauchen. Ich habe jetzt das Charisma der Kongregation gefunden: in der Nähe zu den Menschen, in der Nähe des Herzens, der Hilfe, der Liebe. Heute habe ich eine kranke Frau untersucht. Das Gespräch und der Kontakt zu dieser kranken Frau veränderten für sie die Situation: Sie war traurig, aber dann, nach diesem Zusammentreffen, sah ich Hoffnung und Glück.
Was hat sich in dir verändert, Andrzej?
Ich sah das Wunder, das Gott mir gezeigt hat: das Volk. Ich sah in ihnen ihre Metamorphose des Glaubens: Menschen, die ich gelegentlich gesehen habe, haben jetzt einen stärkeren Glauben. Der Herr lehrt uns, wie wir lieben sollen und wie viel Liebe diese Menschen brauchen. Ich möchte ein persönliches Zeugnis geben: Während der zwei Wochen des Bombenangriffs in Irpin hatte ich Angst. Aber ich war nicht in Panik, denn der Herr gab mir die Kraft, stark und verfügbar zu sein.
Im Februar haben wir in Rom die IX. Generalkonferenz zum Thema „Soziales Engagement der Dehonianer“ abgehalten. Ihr seid heute lebendige Zeugen gesellschaftlichen Engagements. Was bedeutet es, Dehonianer im Kontext von Krieg, Hass und Tod zu sein?
P. Andrezj: Zunächst einmal: Wir sind hier! Durch unsere Präsenz helfen wir den Menschen, nicht allein zu sein. Soweit wir können, bieten wir jede materielle und spirituelle Hilfe an: Nahrung, Kleidung, Bildung. Ich bin sicher, dass wir nach dem Krieg so viele Möglichkeiten haben werden, zu helfen, unsere Arbeit wieder aufzubauen, angefangen bei der humanitären Hilfe. Wir können den Menschen nicht helfen, Wohnungen zu kaufen, aber wir können ihnen die grundlegenden Dinge geben, die sie zum Leben brauchen.
Siergiej: Für mich ist das eine sehr gute Frage. Vor dem Krieg habe ich nicht richtig verstanden, was es heißt, Dehonianer zu sein. In diesen Tagen habe ich mit den Mitbrüdern das Wort „Verfügbarkeit“ gelernt. Verfügbarkeit ist die beste Wahl: die Bereitschaft zuzuhören, eine helfende Hand zu geben. Es bewegt mich und gibt mir Kraft, es lässt mich verstehen, was es bedeutet, Teil einer großen Familie zu sein. Fr. Dehon hat oft gesagt, dass wir helfen müssen, Dinge zu bauen, Häuser, Orte, wo wir Menschen aufnehmen können.
Welche Botschaft möchtet ihr vor diesem Hintergrund schicken?
P. Andrezj: Wir bitten um Hilfe. Die Situation ist furchtbar! Schickt uns humanitäre Hilfe hier in die Pfarrei. Wir brauchen Essen. Bisher war es kalt, aber in einem Monat brauchen wir Kleidung für den Sommer. In unserer Pfarrei können wir Lebensmittel und Kleidung sammeln und verteilen.
Siergiej: Meine Botschaft lautet: Schaut in das Herz Jesu Christi, und ihr könnt uns auch dort finden.
… Sie wissen nicht, was am nächsten Tag sein wird

Die Zahl der Flüchtlinge innerhalb der Ukraine steigt. Millionen Menschen fliehen nicht nur ins Ausland, sondern innerhalb ihrer Heimat vor Krieg und Zerstörung. Pater Roman Gorincioi SCJ steht in Kontakt zu zwei Herz-Jesu-Priestern, die im Land an der Seite der Menschen bleiben.
„Im Moment ist die Situation für Pater Tadeusz Wołos SCJ am schlimmsten. Er ist noch immer in Irpien bei Kiew. Einige Zeit war er ohne Wasser, Strom und Gas. Jetzt hat er wieder Wasser und einen Stromgenerator. Aber er wohnt nicht mehr in der Gemeinde. Es war zu gefährlich“, berichtet er.
Im besten dehonianischen Sinn ist P. Wolos „nah bei den Menschen“, steht ihnen als Seelsorger und Priester zur Seite und verteilt lebensnotwendige Dinge.
Pater Andrzej Olejnik SCJ ist in Pierwszotrawieńsk. Die Stadt wird nicht bombardiert, die Lage dort ist noch stabil. „Aber wie lange noch?“, fragen sich die Menschen verunsichert. Sie wissen nicht, was am jeweils nächsten Tag sein wird.
„Wir beten mit den Menschen. Viele Menschen kommen zur Messe, zur Anbetung. Wir beten gemeinsam für Frieden. Viele gehen zur Beichte“, berichtet er. Darüber hinaus tut P. Olejnik alles, um den Bedürftigen zu helfen: „Sie müssen wissen, Menschen, die in unsere Stadt und Gemeinde kommen, kommen mit leeren Händen. Sie sind aufgebrochen mit dem Nötigsten, sie fliehen vor dem Krieg“, erzählt er.
Deshalb organisiert und begleitet Hilfstransporte, um wichtige Hilfsgüter von Polen in die Ukraine zu bringen. Mal kann er Hilfslieferungen an der polnisch-ukrainischen Grenze übernehmen, aber er ist auch schon mehrmals nach Pliszczyn bei Lublin gefahren. Dann bringt er die Waren nach Pierwszotrawiensk. Hier ist die Zwischenstation, an der die Sachen ausgepackt und sortiert werden. Dann geht es weiter nach Zytomyr und nach Kiew, einmal auch nach Kharkiv.
15 Ehrenamtliche unterstützen P. Olejnik. Hilfsgüter - Kleidung, Schuhe, Lebensmittel, medizinische Artikel, Kindernahrung und Hygieneprodukte - werden weiterhin gebraucht, aber auch Geld für Treibstoff.
Bitte spenden Sie weiter, damit P. Olejnik weiterhin den Menschen in der Ukraine helfen kann.
Und bitte bleiben Sie den Menschen auch im Gebet verbunden!
Die Not der Geflüchteten: Orysa und ihre Kinder

Die Familie von Orysa ist eine der vielen Familien, die in den polnischen Ordenshäusern der Herz-Jesu-Priester in Allenstein, Warschau, Krakau, Kluczbork, Koszyce Małe, Stadniki und Pliszczyn ein Dach über dem Kopf gefunden haben. Insgesamt sind es über 130 Personen.
Orysa lebt mit Tochter Teresa und Sohn Roman in der Nähe von Lemberg. Am Sonntag, 13.03.2022, flohen die drei aus der Ukraine, als 20 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt, auf dem Militärübungsgelände in Jaworów, Bomben fielen. Bei diesem Angriff der russischen Truppen wurden 35 Menschen getötet und 134 verletzt. Orysas Mann konnte wie seine Neffen das Land nicht verlassen. Sie sind in dem Alter, in dem sie für ihr Land kämpfen müssen. Auch Orysas Schwester und ihr Mann blieben wegen ihrer Söhne in der Ukraine.
Und auch Orysa wollte ihren Mann und ihr Zuhause nicht verlassen. Aber ihr Mann drängte sie dazu, so schnell wie möglich mit den Kindern zu fliehen. Ihr Ziel war Polen, weil es am nächsten der Heimat ist. Als die Entscheidung gefallen war, ging alles ganz schnell. Die Familie packte nicht viel zusammen. Nach einer halben Stunde war die Grenze in Medyka erreicht. Dort warteten Orysa und ihre Kinder mehrere Stunden auf den Grenzübertritt und fuhren mit dem Bus nach Lublin, wo sie vorübergehend aufgenommen wurden. Jetzt leben sie im Herz-Jesu-Kloster in Olsztyn.
„Wir fühlen uns hier sehr wohl“, sagt sie und bedankt sich. Die freundliche Aufnahme half den drei, sich fast wie zu Hause zu fühlen. Nach den ersten Tagen in Polen gewöhnen sie sich jetzt so langsam an die neue Realität. Zunächst wollen sie die notwendigen Formalitäten erledigen, den Flüchtlingsstatus beantragen und die benötigte Identitätsnummer erhalten. Die Kinder nehmen am Online-Unterricht teil, haben aber ansonsten noch keinen Plan.
Plötzlich befanden sich die beiden Jugendlichen in einem fremden Land, in einer fremden Stadt. Sie spüren, dass sie verloren sind und Zeit brauchen. Und trotzdem erzählen sie auch, dass sie beim Überqueren der polnischen Grenze erleichtert aufatmeten, weil sie sich endlich sicher fühlen: „Hier ist es viel ruhiger, nicht wie in der Ukraine. Dort herrscht Angst, alle sind nervös. Das alles beeinflusst einen Menschen sehr“, sagt Teresa.
Dorota Pośpiech ist eine Ehrenamtliche, die mit der Familie spricht. Sie sagt: „Es fällt meinen Gesprächspartnern schwer, über ihre Erfahrungen zu sprechen, und ich möchte keine unbequemen Fragen stellen: Wie lange wird das alles dauern? Werden sie ihren Ehemann und Vater wiedersehen? Wie wird ihr Leben jetzt aussehen? Im Moment gönnen sie sich ihren Aufenthalt in Polen nur vorübergehend, sie wollen in die Ukraine zurückkehren.“
Orysa bestätigt das: „Wir wollen nach Hause ... Falls etwas blebt, wohin wir zurückgehen können.“ Sie weiß nicht, ob und was sie noch vorfindet, wenn sie irgendwann zurückkehrt.
Wo Hilfe gebraucht und gegeben wird

Während der Krieg gegen die Ukraine weitergeht, müssen immer mehr Menschen aus dem Land fliehen. Geschätzt sind inzwischen mehr als 3,1 Millionen Menschen außer Landes geflohen; knapp zwei Millionen von ihnen sind zumindest vorübergehend in Polen angekommen. Darüber hinaus – auch dies eine Schätzung- sind knapp zwei Millionen Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht.
Sie alle brauchen Hilfe! – Hilfe, die sie unter anderem von Herz-Jesu-Priestern in Polen und der Ukraine bekommen, die wiederum unterstützt werden durch zahlreiche Initiativen in Deutschland und Österreich.
Aus Irpin nahe Kiew sind viele Menschen geflohen. P. Tadeusz Wolos SCJ ist einer der wenigen, der geblieben ist. Der aus Polen stammende Herz-Jesu-Priester sagte jüngst in einem Interview: „Wir bleiben! Wir halten durch, um die Menschen zu unterstützen, damit sie diese Krise überstehen. Wir feiern die Heilige Messe, das ist den Menschen wichtig. Sie kommen, und wir beten zusammen.“
In der Pfarrei Perschotrawensk lebt P. Jan Podobinski SCJ. Zu ihm ist auch Pater Andrzej Olejnik SCJ nach seiner Evakuierung aus Irpin gelangt. Den beiden ist es gelungen, humanitäre Hilfe in Polen zu sammeln und ihre Lieferung an die ukrainische Grenze zu organisieren.
Pater Andrzej Sobierai SCJ aus der gleichen Stadt bedankt sich in einem Interview bei den Spenderinnen und Spendern. Er berichtet, wie die Herz-Jesu-Priester die Hilfsmittel an Not leidende Menschen verteilen. „Uns geht es ein bisschen besser als dem Rest des Landes, wir können die Menschen noch mit Nahrung, Heizung und allem versorgen, was sie für das alltägliche Leben brauchen.“
„Danke für alles Gute, das Sie für uns tun“
Dennoch: Kleine Städte wie Perschotrawensk werden gerne vergessen, befürchten die Herz-Jesu-Priester. Die Menschen haben zum Teil noch keine Rente erhalten, und die Lebensmittel, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs gehen zur Neige. P. Sobierai weiter: „Wir geben Ihre gespendeten Hilfsmittel weiter an die, die sie dringend brauchen, und werden dabei auch von Freiwilligen aus der Pfarrei unterstützt. Danke für alles Gute, das Sie für uns tun, und für die Anstrengungen, die ganz Westuropa unternimmt, um diesen schrecklichen Krieg zu beenden.“
Derweil nehmen die Herz-Jesu-Klöster und die Gemeinden in Polen weiterhin Geflüchtete auf. Sie versorgen die Menschen nicht nur mit Kleidung, Nahrung, Unterkunft und weiterem Lebensnotwendigen, sondern sorgen auch für seelische Linderung des Leids.
Palmzweige in blau und gelb
Ein einfaches Beispiel dafür findet sich in Koszice Małe. Auch dort wurden Kriegsflüchtlinge aufgenommen. Um sie zu beschäftigen, haben Damen aus dem Seniorenclub mit ihnen Palmzweige in den Farben blau und gelb gebastelt. Diese werden nach den Sonntagsgottesdiensten verkauft und sind ein Beitrag dazu, die Hilfslieferungen und Angebote zu finanzieren. „Das ist auch wichtig für die Menschen: Sie fühlen sich möglicherweise schuldig, weil sie bereits in Sicherheit sind und ihre Verwandten in der Ukraine zurücklassen mussten. Da sie weit entfernt von ihren Ehemännern und Vätern, älteren Söhnen und Brüdern sind, können sie ihnen auf diese Weise helfen. Und es schafft Gemeinschaft, auch mit der lokalen Gemeinde“, so die Idee hinter dieser Aktion.
Hilfstransporte kommen von vielen Orten. Slawomir Czulak SCJ, Herz-Jesu-Priester aus Millstatt in Kärnten, war einer der ersten, die Spendenaufruf für die Ukraine initiierte. Der 52-Jährige liefert seit Beginn des Krieges regelmäßig Hilfsgüter nach Polen und in die Ukraine. „Die Bilder aus der Ukraine haben uns sofort betroffen gemacht. Viele Menschen wollen nicht tatenlos zusehen. Sie wollen verschiedene Hilfsaktionen für diejenigen organisieren, die in den ausgebombten Städten der Ukraine ausharren, und für diejenigen, die auf der Flucht sind.“ Das Pfarrhaus in Millstatt ist voll von Hilfsgütern. Über facebook hat P. Czulak eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst: „Ganz Oberkärnten bringt die Spenden zu uns nach Millstatt“, sagt er Pfarrer. Alle paar Tage fährt er in seine Heimat Polen, um dort zu helfen.
Aber auch in Deutschland läuft die Hilfe an. Neben einer großen Spendenbereitschaft ist überall eine große Welle der Solidarität zu beobachten. So berichtet auch P. Ernst-Otto Sloot SCJ in Oberhausen, dass ab 28.03.2022 eine größere Menge ukrainische Flüchtlinge in Oberhausen und Umgebung erwartet werden, aktuell voraussichtlich 50 bis 60 Personen.
An der Schule, an der er unterrichten, dem Hans-Sachs-Kolleg, wird voraussichtlich eine „Flüchtlings“-Klasse eingerichtet. Um die Betroffenen in dieser für sie sehr schweren Zeit seelsorgerlich betreuen zu können, wird ein Ukrainisch sprachiger Seelsorger gesucht, der regelmäßig an ein bis zwei Tagen in der Woche einen Gottesdienst in der Schule mit Friedensgebet sowie auch Trauergottesdienste halten kann. „Leider ist damit zu rechnen, dass die Flüchtlinge auch den Verlust von Vätern oder Brüdern verkraften müssen, die zur Verteidigung in der Ukraine geblieben sind“, sagt P. Sloot. Die gesuchte Person könnte an den beiden Tagen, an denen sie in Oberhausen Dienst tut, bei ihm im Dehon-Haus wohnen.
Interessierte können direkt Kontakt zu P. Sloot aufnehmen unter patersloot@web.de oder 0208/62069829 oder 0174/4372563.
Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen
Sie sehen: Es gibt viele Möglichkeiten zu helfen. Wenn Sie konkret die Hilfe unserer Mitbrüder in Polen und der Ukraine unterstützen möchten, ist eine Geldspende besonders willkommen. Damit können die Helfer selbst entscheiden, was gerade am dringendsten benötigt wird.
Pater Olejnik SCJ ruft zum Gebet auf - P. Wolos SCJ ist weiterhin in Irpin - Dank aus Polen

Pater Andrzej Olejnik SCJ ist von Irpin nach Perszotraweńsk (ca. 60 km von Zytomyr entfernt) zu den dortigen Herz-Jesu-Priestern gelangt. Dort hat er sich mit einheimischen Jugendlichen getroffen. Begleitet wird er von Sergei, einem Studenten und Bewohner des Studentenheims in Irpin. Er ist Medizinstudent im fünften Jahr. Jetzt nutzt er sein Wissen und bietet Erste-Hilfe-Kurse für die Einheimischen an.
P. Olejnik SCJ schreibt auf der Seite dehoniani.org:
„Liebe Brüder und Schwestern!
Wie ihr wisst, bin ich nicht in Irpin, sondern in der Zytomyr-Region bei unseren dortigen Herz-Jesu-Priestern. Dennoch möchte ich mich euch im Gebet anschließen. Ich möchte, dass wir gemeinsam zu Christus beten.
In der Heiligen Schrift lesen wir: «Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen» (Mt 18,20).
Deshalb bitte ich euch, jetzt gemeinsam zu beten.
Ich bete für meine eigene Absicht.
Ich bete für den Frieden in der Ukraine, damit wir diesen Krieg so schnell wie möglich gewinnen können.
Ich bete für unsere Gemeinschaft. Für alle, die gelitten haben und heute leiden. Ich bete für jeden von euch, der sich in verschiedenen Teilen der Ukraine oder im Ausland befindet, dass Gott euch segnen möge.“
Die Lage in Irpin bleibt gefährlich
Pater Tadeusz Wolos SCJ ist dagegen in Irpin geblieben und arbeitet dort weiter als Pfarrer. Ab 20 Uhr gilt in der umkämpften Stadt ein Ausgehverbot, die Lichter müssen gelöscht sein, und auch die Versorgung mit dem Lebensnotwendigsten ist sehr schwierig und gefährlich geworden. In dieser schwierigen und dynamischen Situation befindet sich die Kirche von P. Wolos glücklicherweise in einem Bezirk, in dem die Bombardierungen etwas weniger stark ausfallen.
„Trotzdem ist Irpin weiter stark umkämpft, jeden Tag hört man von Gefechten. Die Brücke in die Stadt ist zerstört, davor gibt es einen langen Stau mit russischen Panzern, und die russische Armee versucht weiterhin vergeblich, an einer anderen Stelle in die Stadt zu gelangen“, berichtet P. Roman Gorincioi SCJ. Er versucht, mit seinen ukrainischen Mitbrüdern in Kontakt zu bleiben. Das ist nicht einfach, denn die Bewohner von Irpin – auch P. Wolos – telefonieren nicht sehr viel. Zum einen aus Angst, aber auch wegen der vielen Stromausfälle.
Pater Grzegorz Gąkiewicz SCJ in Krakau dankt Ihnen für Ihre Hilfe
Derweil kommen immer mehr Flüchtlinge nach Polen – unter anderem in die Pfarrei von P. Grzegorz Gąkiewicz SCJ in Krakau. Er dankt allen Spenderinnen und Spendern für ihre Unterstützung – und vor allem den Menschen in Polen, die „wirklich alle da sind und helfen!“
So war es beispielsweise möglich, dass schon am vergangenen Sonntag 27 Familien, die auf dem Gebiet der Pfarrei leben, und ihre Verwandten zusammen Mittagessen und so einige schöne Momente erleben konnten.
Was er von den Flüchtlingen erfährt, ist dieses: „In der Ukraine geht der Krieg weiter. Die russische Armee ist trotz der großen Anzahl an Soldaten und der Ausrüstung stehen geblieben. Als Vergeltung konzentrieren sie sich nun darauf, immer mehr Städte zu bombardieren.“
„Wir ermutigen Sie, beharrlich für den Frieden in der Ukraine und in der Welt zu beten“
Polnischer Provinzial über die Hilfe der Herz-Jesu-Priester

Pater Slawomir Knopik, der Provinzial der Dehonier in Polen, berichtet auf der Website www.dehoniani.org über das soziale Engagement vieler Herz-Jesu-Gemeinschaften, die ihre Türen für Flüchtlinge aus der Ukraine geöffnet haben. Er dankt für die geistliche und wirtschaftliche Unterstützung, die er bisher erhalten hat. Die Situation befinde sich in einer kontinuierlichen und dramatischen Entwicklung.
„Seit Beginn des Krieges in der Ukraine haben unsere Gemeinschaften in Polen ihr Herz geöffnet, um den Flüchtlingen mit großem Engagement zu helfen: Sie stellen Materialien (Kleidung, Medikamente, Lebensmittel usw.) zur Verfügung und organisieren Unterkunft (in ihren Klöstern).
Die Flüchtlinge sind bisher in zwei Klöstern in Warschau und in drei Klöstern in Südpolen: Krakau, Stadniki und Koszyce Male. Unter ihnen sind Kinder (2-15 Jahre) und Erwachsene, vor allem Frauen. In den Exerzitienhäusern Pliszczyn, Kluczbork, Zakopane und Węglówka befindet sich ein Flüchtlingsheim, das von der Caritas geleitet wird. Außerdem hilft das Haus in Pliszczyn den Familien der Studenten der Stiftung Johannes Paul II. in Lublin.
Pfarreien, die von Herz-Jesu-Priestern geleitet werden (Belchatow, Weglowka), haben Unterkünfte für Flüchtlinge in den Häusern der Gemeindemitglieder eingerichtet. Andere Pfarrgemeinden sammeln die am meisten benötigten Gegenstände und liefern sie an die Bedürftigen.
Das Sekretariat der Auslandsmissionen sammelt Spenden von Wohltätern und spendet, um die Menschen in den Gemeinden vom Heiligen Herzen zu unterstützen. Die Mediengruppe PROFETO veröffentlichte die Hilfsaktion in den Medien und sammelt Geschenke für Bedürftige. Mit dem Geld werden dringend benötigte Gegenstände gekauft.
Wir ermutigen Sie, beharrlich für den Frieden in der Ukraine und in der Welt zu beten. Wir gedenken auch der Ukrainer, die zu uns gekommen sind, und derer, die kämpfen. In besonderer Weise erinnern wir uns an einige unserer Brüder, die in der Ukraine arbeiteten. Sie alle blieben mitten im Krieg, um ihren Gemeindemitgliedern und all denen zu dienen, die keine Hilfe brauchen – unabhängig von ihrer Zugehörigkeit zur katholischen Kirche.
Eine unserer Gemeinden (Irpin), in der drei Priester arbeiten und eine neue Kirche gebaut wird, liegt ganz in der Nähe der Hauptstadt der Ukraine, Kiew, wo derzeit die heftigsten Kämpfe stattfinden. Im Moment sind alle in Sicherheit. Die Situation ist offensichtlich dynamisch und beängstigend.
Im Namen unserer gesamten polnischen Provinz der Herz-Jesu-Priester möchte ich meine große Dankbarkeit für jede Geste der Solidarität und Hilfe zum Ausdruck bringen. Zunächst danke ich euch für eure Gebete, aber auch für die materielle Unterstützung, die einige Provinzen bereits geleistet haben. Wir hoffen, dass dieser Krieg bald endet und die Ukrainer in ihre Häuser zurückkehren können, um dort zu leben und zu arbeiten, um ihr zerstörtes Eigentum wieder aufzubauen. Und dann ist unsere Hilfe für sie genauso wichtig und notwendig.“
Ein Video, das eindrückliche Bilder aus der Ukraine und Polen zeigt, ist überschrieben mit den Worten: „Das Drama dieses Krieges“.
Evakuierung aus Irpin: Pater Andrzej SCJ und viele Bewohner mussten nach Kiew
Großes Dankeschön an unsere Spenderinnen und Spender: Erneut 20.000 Euro Spenden weitergeleitet!

Das polnische Missionsbüro berichtet, dass Pater Andrzej Olejnik SCJ noch lebt: «Pater Andrzej lebt! Das ist die beste Nachricht, die wir im Moment mit euch teilen können. Wie mehr als die Hälfte der Einwohner Irpins wurde er nach Kiew evakuiert.“ Diese Information stammt von der Website der Ordenskongregation dehoniani.org. Die Erleichterung über diese Nachricht ist deutlich, denn: „Zwei Tage lang hatten wir nichts von Pater Andrzej gehört.“
Weiter heißt es: „Irpin, in dem die heftigen Kämpfe andauern, ist fast vollständig zerstört. Kein Wasser, Strom, Heizung. Nachdem eine wichtige Brücke gesprengt war, konnte sich niemand mehr mit dem Auto bewegen, also verließen die Menschen ihre Autos und gingen zusammen mit Kindern, Tieren, Koffern und Kinderwagen. Trotz der Tatsache, dass auch auf Kiew Bomben fallen, bleibt der Zivilbevölkerung nichts anderes übrig, als sich dort vorübergehend Schutz zu suchen. Denn die Straße nach Westen ist gesperrt.“
Derweil ist die Hilfsbereitschaft der Menschen weltweit ungebrochen. Als deutsche Ordensprovinz konnten wir dank zahlreicher Spenden jetzt 20.000 Euro nach Österreich überweisen. Von dort berichtet Pater Slawomir Czulak SCJ von Hilfstransporten nach Polen, die er zusammenstellt und organisiert. Menschen in seinen Pfarreien Millstatt und Döbriach bringen zahlreiche Spenden; P. Czulak selbst fährt nach Polen, um zu erfahren, was genau gebraucht wird. Gesammelt werden unter anderem lang haltbare Lebensmittel, Babynahrund und Trinkwasser; dazu Hygieneartikel jeder Art, aber auch Handtücher, Bettwäsche, Schlafsäcke und Taschenlampen.
P. Czulac SCJ war gemeinsam mit Caritasdirektor Ernst Sandriesser in Zywiec, einer 30.000-Einwohner-Stadt im Großraum Krakau, um sich persönlich ein Bild von der Lage in dem ukrainischen Nachbarland zu verschaffen. Was er dort gesehen und erlebt hat, lesen Sie hier.
Nicht nur in Zywiec: Überall in Polen arbeiten die Herz-Jesu-Priester mit anderen Hilfsorganisationen zusammen, nehmen Flüchtling in ihren Gemeinden auf und bringen sie bei Gemeindemitgliedern unter; Ehrenamtliche sammeln und verteilen Hilfsgüter. Die Herz-Jesu-Priester sind als Seelsorger stark gefragt. Auch hierhin werden wir weiter Spendengelder überweisen!
"Die Menschen leben in ständiger Angst"

Täglich erreichen uns neue Nachrichten aus der Ukraine und aus Polen, die wir gerne mit Ihnen teilen.
Pater Andrzej Olejnik SCJ ist Pfarrer in der Stadt Irpin, rund zehn Kilometer nordwestlich von Kiew. Er berichtete gestern, an Aschermittwoch: „Die Stadt ist jetzt zum Epizentrum des Kampfes geworden und die Situation ist sehr schwer für uns zu tragen. Heute gab es den ganzen Tag Flugalarm. Laut Prognose wird es in dieser Nacht Bombardierungen geben. Wir haben ein Ausgangverbot von 17 Uhr bis 8 Uhr. Das Licht kann in dieser Zeit nicht eingeschaltet werden.
Heute ist Aschermittwoch. Am Nachmittag feierten wir die Messe online. Nur 10 Personen nahmen daran teil, aber mit der Messfeier versuchen wir auch, den Menschen zu helfen. Wir helfen ihnen mental, moralisch und spirituell.
In dieser Zeit suchen die Menschen Gemeinschaft und Unterstützung, weil sie in ständiger Angst leben. Wir rufen sie an und fragen, wie es ihnen geht und was sie brauchen.
Einige Familien haben die Stadt inzwischen verlassen, weil sie Angst haben. Aber es gibt auch Gutes zu berichten: Trotz der schwierigen Situation kam die erste Wohltätigkeitshilfe aus Kiew. Es wurden sogar Leitungen in einer der Straßen repariert.
Ziel vieler Flüchtlinge ist Polen. Pater Sławomir Knopik SCJ, Provinzial in Polen, sagt zu uns: „Als polnische Provinz haben wir einige Initiativen gestartet, um die Bedürftigsten aufzunehmen und zu unterstützen. Über unser Missionssekretariat werden Mittel gesammelt, um sowohl den Bedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, die sich zur Zeit des Krieges in der Ukraine aufhalten, als auch denen, die nach Polen fliehen. Einige unserer SCJ-Häuser haben bereits einige Familien aufgenommen und beherbergt. Andere Orte bereiten sich auf den weiteren Zustrom von Flüchtlingen vor.“
P. Knopik appelliert an die Hilfsbereitschaft der Menschen: Die Praxis des Almosens in der Fastenzeit hat eine lange und wichtige Geschichte innerhalb unserer Glaubenstradition. In diesem Jahr hat der Krieg in der Ukraine eine große Zahl von Flüchtlingen hervorgebracht. Die Welt ist entsetzt und fragt, wie man die Leidenden erreichen kann. Die polnische Provinz SCJ arbeitet mit anderen Organisationen zusammen, um den dringenden humanitären Bedarf unmittelbar zu decken."
In Polen und in der Ukraine vertrauen die Menschen auf unsere Solidarität und Unterstützung.