Neue Schule im Tschad eingeweiht – Ein Baustein im Kampf gegen allgegenwärtige Armut

Viele Kinder bei der Schuleinweihung
Autor
Deutsche Ordensprovinz der Dehonianer SCJ
Datum
10.11.25

„Ich bin schon auch abenteuerlustig“, sagt Claus Weißenmayer. Er war kürzlich im Tschad, um an der Einweihung einer Schule teilzunehmen, die die Herz-Jesu-Priester dort gebaut haben. Finanziert wurde sie aus Spendengeldern aus Deutschland; Claus Weißenmayer ist einer von vielen Spendern.

160.000 Euro hat die Schule gekostet, berichtet Pater Gerd Hemken SCJ, der Leiter der Missionsprokura des Ordens, die die Projekte und Einrichtungen seiner Mitbrüder weltweit mit Spendengeldern unterstützt. Wegen einer Erkrankung konnte er kurzfristig nicht selbst an der Einweihung der Schule teilnehmen, so dass der Spender Weißenmayer das Abenteuer allein starten musste.

„Ich habe mich immer sicher gefühlt“, betont er – obwohl ihm viele wichtige Verhaltenstipps ans Herz gelegt wurden. Zurzeit sind nur 56 Deutsche insgesamt im Tschad, hat er erfahren. Und dass der Tschad eine Militärdiktatur sei, was einige Vorsichtsmaßnahmen erforderlich mache.

„Landschaftlich ist der Tschad hochinteressant“, findet Weißenmayer. Die drei großen und gewaltigen Flüsse des Landes waren nach der Regenzeit noch „proppenvoll“, die Reisfelder standen unter Wasser. Die Temperaturen waren mit 35 bis 37 Grad noch erträglich.

In der Kleinstadt Colon, in der die Schule gebaut wurde, sind drei Herz-Jesu-Priester aktiv. Sie stammen alle aus Kamerun. Die kleine Gemeinschaft wird geleitet von Pater Guillaume Tindo SCJ. „Es ist beeindruckend, was die drei hier leisten“, findet Weißenmayer. Rund 2.000 Menschen leben in Colon, viele weitere verstreut in 69 Dörfern, die ebenfalls zur Pfarrei gehören.

Schule mit viel Wachstumspotenzial

Baubeginn für die neue Schule, die nach dem Ordensgründer Pater Leo Dehon benannt ist, war erst im Dezember 2024. Nach nur neun Monaten Bauzeit wurde sie im September eröffnet. Sie besteht aus sieben Klassenzimmern, einem Computerraum, der Bibliothek, einem allgemeinen Aufsichtsbereich, vier Verwaltungsbüros und dem Lehrerzimmer – insgesamt also 15 Räumen.

Begonnen hat der Schulbetrieb mit 158 Schülerinnen und Schülern in vier Klassenstufen. In den kommenden drei Jahren soll die Schule schrittweise wachsen, so dass mehr als 300 Kinder und Jugendliche dort unterrichtet werden können. „Die ersten Schülerinnen und Schüler werden in drei Jahren ihr Abitur ablegen. Das ist für das Schuljahr 2028/2029 geplant“, berichtet Pater Guillaume. Unterrichtet werden sie von zehn Lehrkräften, darunter auch die drei Herz-Jesu-Priester.

Zudem gab es bereits vorher eine Grundschule, auf die diese neue Schule aufbaut. Dort werden schon jetzt 360 Kinder im Alter von fünf bis elf Jahre unterrichtet.

Kleines Internat angeschlossen

Das Besondere an der Schule: Aktuell schlafen 61 der Kinder auch dort, sehr spartanisch, auf Matten direkt auf dem Fußboden. „Wir haben Platzmangel, sonst müssten wir eigentlich rund 100 Kinder aufnehmen“, so Pater Guillaume. So groß wäre der Bedarf für die Kinder, die aus sehr abgelegenen Dörfern kommen und trotzdem zur Schule gehen möchten. Andere schlafen hier, weil ihre Familien nicht genug Geld haben für Schule und Essen. Dafür fallen sehr geringe Kosten an. „Wir, die Patres, kümmern uns um die Kinder, und das wenige, was sie zahlen können, hilft zumindest, einen Teil ihrer Mahlzeiten zu decken.“

Spontan beschlossen Pater Hemken und Claus Weißenmayer, dass die Bedingungen der Kinder unbedingt verbessert werden sollen. Deshalb bittet die Missionsprokura aktuell um Spenden, um Doppelstockbetten für die „Internatsschüler“ zu kaufen. Benötigt werden vorerst 40 davon, zum Stückpreis von 310 Euro; darin eingeschlossen sind auch Matratzen. Die Gesamtsumme beläuft sich damit auf 12.400 Euro.

Beeindruckende Einweihungsfeier und große Dankbarkeit

Die Einweihung der kleinen Gebäude, die zusammen die Schule bilden, war beeindruckend: 1400 Menschen sind zu diesem Anlass gekommen, unter ihnen örtliche Würdenträger und auch Bischof Nicolas Nadji Bab.

Wie in Afrika wurde während des zweistündigen Gottesdienstes viel gesungen und getanzt. Bevor dem Deutschen die Ehre zukam, das Band zu durchschneiden, bekam er noch viele Geschenke: meist kleinere oder größere Nutztiere oder Lebensmittel wie Kartoffeln.

Pater Guillaume nannte die Schule eine „wichtige Etappe im Leben und Aufbau unserer Gemeinschaft“, hier seien nicht nur Klassenzimmer entstanden, sondern hier könne sich die junge Generation entwickeln. Die Schule diene letztlich dem Frieden, der Gerechtigkeit und der Entwicklung des Landes. Pater Guillaume dankte den Ingenieuren für ihre Arbeit, aber auch den Dorfbewohnern und Eltern für ihre tatkräftige Mitarbeit. An die Schüler appellierte er: „Diese Gebäude sind für euch! Arbeitet ernsthaft und macht denen Ehre, die an euch glauben!“

Ähnliche Worte des Dankes und der Motivation wählte Bischof Nicolas Nadji Bab. „Diese Schule ist eure Chance“, sagte er zu den Jugendlichen. „Nutzt sie gut!“

Armut überall sichtbar

Die Armut in den Dörfern hat Claus Weißenmayer betroffen gemacht – angefangen bei den einfachen Hütten mit Wellblechdächern, in denen die Menschen leben. Auch die Situation der Kinder macht ihn nachdenklich: „Man sieht sie allein auf der Straße, entweder sie sind auf dem Weg zur Schule, oft vier bis zu sieben Kilometer weit, und wenn ihre Eltern zu arm sind, um ihnen den Schulbesuch zu ermöglichen, sind sie sich selbst überlassen.“

Weil vor allem Mädchen stark benachteiligt sind, haben die Herz-Jesu-Priester parallel zum Schulbau Paten speziell für Mädchen gesucht. „103 Menschen sind bereit, einem Mädchen die Möglichkeit für Bildung zu schenken“, ist Missionsprokurator Pater Hemken beeindruckt.

Mit dem Bau der Schule ist das Engagement der Herz-Jesu-Priester im Tschad nicht beendet: „Uns geht es darum, nachhaltig zu helfen“, betont Pater Hemken. Das bedeutet, dass er mit seinem Mitbruder in engem Kontakt steht, was in Zukunft benötigt wird, und dass er im kommenden Jahr selbst dorthin reisen wird, um zu sehen, wie die deutschen Spendengelder sinnvoll eingesetzt werden.

Unsere Hilfe geht weiter

Außerdem hat er gemeinsam mit Claus Weißenmayer einen Drei-Jahres-Plan entwickelt, um die Hilfe sinnvoll auszubauen.  Darin sind unter anderem geplant: die volle Auslastung und finanzielle Eigenständigkeit der Schule; Bau und Inbetriebnahme einer Nähschule / Berufsschule für die Absolventen der Schule; autonome Energieversorgung für die Missionsstation, die schon jetzt Solarpaneele hat, die aber für eine stabile Energieversorgung bei weitem nicht ausreicht; Betten und Schränke für das kleine Internat, in dem die Kinder übernachten.

Und es gibt ein weiteres, sehr ehrgeiziges Ziel: Die Menschen in allen 69 Dörfern, die zur Pfarrei gehören, sollen Zugang zu sauberem Trinkwasser erhalten. Dazu soll in jedem Dorf ein Brunnen gebohrt werden. 19 sind bereits realisiert, für die weiteren sucht die Missionsprokura Spenderinnen und Spender. Ein Brunnen kostet 2.500 Euro.
Für all das werden auf lange Sicht Spenden benötigt.

Bitte helfen Sie vor allem der jungen Generation im Tschad!

Unsere Bankverbindung:

Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester e.V.
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Verwendungszwecke: Tschad, Brunnenbau, Betten oder Schulpatenschaft