„Das ist mein Weg!“ - Serhii Barnych will Herz-Jesu-Priester werden

Der junge Ukrainer Serhii Barnych will Herz-Jesu-Priester werden
Autor
Deutsche Ordensprovinz der Dehonianer SCJ
Datum
10.4.24

Noch nicht einmal 24 Jahre alt ist Serhii Barnych, als er Anfang April zu Besuch im Herz-Jesu-Kloster Neustadt war. Der junge Mediziner stammt aus der Ukraine – aus dem Westen des Landes, der vom russischen Angriffskrieg noch weitgehend verschont geblieben ist, der „sehr schön ist“, wo wie in der Pfalz Wein wächst und nur sehr viele Binnenflüchtlingen deutlich machen, dass sich das Land im Krieg befindet.

Serhii Barnych hat die Ukraine verlassen - für längere Zeit, nach reiflichem Überlegen und mit viel Heimweh. Er wird in den Orden der Herz-Jesu-Priester eintreten, er will Priester werden. „Das ist mein Weg!“, sagt er überzeugt.

Serhii ist nicht katholisch sozialisiert. Er stammt zwar aus einer katholischen Familie, aber das Glaubensleben beschränkt sich auf den Gottesdienstbesuch an Feiertagen. Erst während seines Medizinstudiums kam er in Kontakt zu den Herz-Jesu-Priestern in Irpien nahe Kiew. Dort wohnte er im Studentenwohnheim des Ordens. Nach und nach lernte er die Patres besser kennen, erfuhr viel über das Ordensleben und die Spiritualität. Und so reifte Stück für Stück der Entschluss, Ordenspriester zu werden. Pater Jan Podoninski SCJ, mit dem er viel über seine Berufung sprach, sagte immer zu ihm: „Bringe dein Studium erst gut zu Ende, dann sehen wir weiter.“

Inzwischen ist Serhii Arzt. Nach seinem Studienabschluss absolvierte er ein Praktikum bei einem niedergelassenen Arzt in Kiew und parallel dazu half er, einen ambulanten medizinischen Dienst auf dem Land aufzubauen. „Viele kleine Dörfer in der Ukraine sind ohne medizinische Versorgung, dazu kamen auch viele Flüchtlinge in unsere Sprechstunde.“  Aus der ganzen Welt, so erzählt er dankbar, kamen Spenden für die medizinische Versorgung: Medikamente, Hilfsmittel wie Krücken und Rollstühle, Verbandsmaterial. Auch die Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester arbeitete mit der „action medeor“ zusammen, die Hilfstransporte für die Ukraine zusammenstellte. „Was wir selbst nicht benötigt haben, gaben wir weiter an die Krankenhäuser und die Armee.“

Arbeit hatte Serhii genug: Zum Teil, weil Ärzte im Kriegsdienst sind, zum Teil, weil die Bevölkerung stark unter den Folgen des Krieges leidet - aber auch, weil wie in anderen Ländern junge Mediziner sich nicht als Hausärzte in ländlichen Regionen niederlassen möchten.

Ärzte werden gebraucht, Priester noch mehr

Trotzdem reifte in diesen Monaten der Entschluss weiter: Serhii möchte seinen Mitmenschen als Priester dienen, nicht als Arzt. „Ja, die Ukraine braucht gute Ärzte“, räumt er ein: „Aber die gibt es ja.“ Stolz berichtet er davon, wie renommiert beispielsweise die Mediziner in Kiew sind für ihre Versorgung von Kriegsverletzungen der unterschiedlichsten Arten.

„Aber was wir dringend brauchen, auch nach dem Krieg, sind Priester!“ Vor allem das Charisma der Herz-Jesu-Priester, für die „Heilen“ und „Wiedergutmachung“ eine zentrale Rolle spielen, werden gebraucht. Es fühlte sich gut an, als Arzt Menschen zu heilen, sagt der angehende Herz-Jesu-Priester. Sein Weg sei aber der eines Seelsorgers, der ebenfalls heilt.

Der christliche Glaube der Ukrainerinnen und Ukrainer habe sich verändert, denkt Serhii: „Wir denken jeden Tag über Tod und Leben nach“, sagt er. Der christliche Glaube habe viel mit dem Nachdenken über den Tod zu tun, findet er: „Das ist ein Schatz! Das Leben wird dadurch wertvoller.“  Die Gottesdienste, so seine Beobachtung, seien durch den Krieg zwar nicht voller geworden. „Aber die Menschen suchen in der Kirche nach Stille, nach Antworten, nach Gesprächen, sie wollen beten. Viele Kapläne sind in der Armee eingesetzt, weil die Soldaten sie brauchen. Deshalb ist die Präsenz von Priestern so wichtig!“

Serhii hat viel Schlimmes erlebt in den letzten zwei Jahren, viel Angst ausgestanden, viel Not gesehen. Für die junge Generation sei der Krieg eine Katastrophe, sagt er: „Wir sind eine verlorene Generation. Weil viele von uns sterben, aber auch, weil viele ihre Hoffnung und ihre Träume verlieren. Eigentlich wäre für die jungen Menschen jetzt die Zeit zu überlegen, ob sie studieren oder welchen Beruf sie ergreifen wollen, ob sie heiraten und Kinder bekommen sollen. Diese Fragen stellen wir uns gar nicht mehr.“

Gewachsen sei jedoch die Identifizierung mit dem Land, mit seiner Sprache, seiner Kultur und seiner Tradition. „Wir Ukrainer könnten ein großartiges Land bauen. Aber leider sind schon viele gestorben.“

Serhii spricht von der Zeit nach dem Krieg. Die Hoffnung auf einen guten Ausgang ist „jeden Tag anders, aber immer vorhanden: Jeder in der Ukraine glaubt, dass wir diesen Krieg gewinnen werden!“ Dazu brauche das Land Hilfe.

Zwei Arten von Hilfe spricht er an. So brauche die Ukraine Geld und Waffen für die Verteidigung, „da ist Deutschland sehr gut!“ Und auch, was die Menschen bisher an Nahrungsmitteln, Hygieneartikeln, medizinischen Produkten und vielem mehr gespendet haben, sei „großartig“. Das sei weiterhin nötig und darüber hinaus: „Ihre Gebete, Ihre Hoffnung und Ihre Solidarität!“

Hilfe für die Ukraine geht weiter

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