Reise durch Kamerun: Eindrücke von Pater Gerd Hemken SCJ

Ehepaar
Autor
Deutsche Ordensprovinz der Dehonianer SCJ
Datum
6.5.25

Seit 29. April ist Missionsprokurator Pater Gerd Hemken SCJ mit einer kleinen Gruppe unterwegs durch Kamerun. Sie wollen das zentralafrikanische Land, die Menschen und vor allem die Einrichtungen der Herz-Jesu-Priester kennenlernen. Dabei geht es auch um die Fragen, wie Spendengelder aus Deutschland eingesetzt werden, und wo weitere Hilfen benötigt werden. Hier berichtet P. Hemken.

Bafoussam: Ein großes Sozialwerk und eine dreitägige Beerdigung (Teil 3)



Die Reise durch Kamerun ist mit manchen Komplikationen und Transportschwierigkeiten verbunden. Fehlendes oder stark schwankendes Internet ist dafür verantwortlich, dass P. Hemken nur in einer kurzen Sprachnachricht von weiteren Erlebnissen berichtet:

„Inzwischen ist unsere Gruppe in Bafoussam angekommen, knapp 300 Kilometer von der ersten Station entfernt. Hier unterhalten wir das große Sozialzentrum mit einer Schreinerei, einer Schneiderei, einer Landwirtschaft und einer Metallwerkstatt. Und wir haben hier eine Pfarrei und eine große Kirche.
Wir erleben sehr intensive Tage: auf der einen Seite die Herzlichkeit der Menschen, auf der anderen Seite sehen wir die große Not im Land. Das Grundproblem der Korruption begleitet uns auf Schritt und Tritt; und trotzdem versuchen die Mitbrüder, mit besten Mitteln vor allem im Bereich der Ausbildung zu helfen. Auch die Pfarreien tun vieles. Wirklich beeindruckend sind die vielen Gottesdienste mit ihrer afrikanischen Lebendigkeit.

Unter anderem waren wir bei der Beerdigung der Mutter von Pater Guy. Sie verstarb im Alter von 82 Jahren. Diese Beerdigung war ein echtes Highlight, sehr beeindruckend, das war Afrika live! Der Gottesdienst, zu dem auch 45 Mitbrüder aus der Provinz kamen, sollte um 9 Uhr beginnen, begann schließlich um 10 Uhr und dauerte zweieinhalb Stunden. Anschließend zogen wir – mit einer Blaskapelle vorneweg – zum Haus der Familie. Dort wurde die Verstorbene im Grab direkt neben der Haustür beigesetzt. Anschließend gab es ein großes Essen für alle Anwesenden – es waren bestimmt 1000 Leute! Eine Beerdigung dauert hier drei Tage. Anschließend sind wir mit dem Motorrad zurückgefahren.

Ein weiterer erlebnisreicher Tag begann mit einer Morgenmesse, einer sehr lebendigen Messe, an der ca. 60 Leute teilnahmen. Dort feierten wir im Gottesdienst den 35. Hochzeitstag mit einem Ehepaar, im Anschluss gab es Berliner für alle.

Nach dem Frühstück haben wir das JED („Jeunesse en difficultés“ – „Jugend in Schwierigkeiten“) besucht, eine soziale Einrichtung hier vor Ort. Dort sind Jugendliche untergebracht, die es ganz schwer haben, weil sie entweder behindert sind, oder weil sie schon Erfahrungen mit Kriminalität und dem Gefängnis gemacht haben. Sie können dort schreiben und lesen lernen, aber sie können auch eine Ausbildung machen etwa zum Schneider, Schreiner oder Friseur.

Anschließend hatten wir ein Gespräch mit dem Provinzial. In der Provinz in Kamerun sind aktuell 124 Mitbrüder, er selbst ist mit 61 Jahren der Älteste der Provinz; sie haben 80 Priester, drei Brüder, sieben Postulanten, zwölf Novizen und 34 Studenten. Anschließend waren wir in der Pfarrkirche; der Pfarrer hat uns noch einmal die Kirche gezeigt. Zur Gemeinde gehören 2500 Mitglieder, jedes Wochenende kommen in sechs Messen 1500 Leute. Eine absolut lebendige Gemeinde. Neun Mitbrüder sind hier vor Ort.

Danach sind wir in die Nachbargemeinde gefahren. Dort betreiben wir eine Landwirtschaft, die Mitbrüder leben dort in einer kleinen Gemeinde, sie betreuen acht Stationen. Sie haben 6000 Hühner.  Die Eier werden hier an Großhändler verkauft, darüber haben sie eine ganz gute Einkunft. Es gibt übrigens keine bunten Eier -  es gibt also in Afrika keine Ostereier.

Einer der beiden Mitbrüder studiert hier vor Ort Landwirtschaft. Ziel des Studiums ist vor allem, den Kleinbauern zu helfen, wie sie effektiver ihre Landwirtschaft nutzen können. Außerdem haben sie sechs Hektar Mais angebaut, und sie haben auch einige große Bäume, aus den Heilkräuter hergestellt werden können. Diese wertvollen Bestandteile der Bäume verkaufen sie.

Nach dem Mittagesse habe ich die Mutter von Kisito getroffen. (Anmerkung: Frater Kisito Ninpa Fogan SCJ hat in Freiburg Theologie studiert; derzeit macht er ein Gemeindepraktikum in Neustadt, lebt dort im Herz-Jesu-Kloster und bereitet sich auf die Diakonenweihe im Juni vor.) Das war eine sehr herzliche Begegnung. Anschließend sind wir in die Stadt gefahren.

Dort waren wir zu Besuch in dem Elternhaus von P. Boris. (Anmerkung: Pater Boris Igor Signe Mouafo SCJ hat ebenfalls in Freiburg studiert und führt nun die Gruppe durch seine Heimat Kamerun.) Seine Eltern leben nicht mehr, aber seine Schwester mit den drei Neffen lebt in dem Haus. Dort gab es Kaffee und Kuchen. Wir haben viel über das Leben in der Stadt erfahren.

Anschließend ging es weiter in eine so genannte Cheeferie; dort haben wir einen Cheef besucht, das heißt einen lokalen König. Er ist Cheef von 100.000 Leuten und wohl einer der bekanntesten Könige hier in Kamerun. Er ist auch einer der großen oppositionellen Führer. Wir hatten ein sehr interessantes Gespräch mit ihm über Deutschland, über Kamerun, über die politische Situation. Er lebt in Polygynie und hat 36 Frauen.

Zu dem Abendessen kamen auch zwei Deutschlehrer, die Boris Deutsch beigebracht haben. Am späten Abend gab dann ein ganz schweres Wetter, es hat endlos viel geregnet und es war mal wieder Stromausfall…

Ngoya:  Begeistert von der Herzlichkeit, bedrückt von der Armut (Teil 2)

Hier regnet es fast ohne Unterbrechung – mitten in der Regenzeit. Trotzdem ist die Gruppe gut drauf. Alle sind sehr interessiert und überwältigt von den vielen Eindrücken. Wir sind wirklich mitten in Afrika angekommen, überhaupt kein Vergleich mit Europa. Die Armut ist an allen Ecken sichtbar und greifbar, aus deutscher Perspektive herrscht hier bitterste Armut.

Die Mitbrüder sagen, das Hauptproblem hier im Land ist die Korruption. Sie verhindert den Aufbau, die wirtschaftliche Entwicklung. Einige von uns  haben versucht, Geld zu holen, an verschiedenen Banken ist es nicht gelungen. Die katastrophalen Straßenverbindungen, dass Firmen sich nicht entwickeln können, dass die Energie nicht gesichert ist, das alles hat mit Korruption zu tun. Ansonsten sind wir begeistert von der wunderbaren Landschaft, den vielen Bodenschätzen, den tollen Früchte, der Fruchtbarkeit des Landes.

Gestern haben wir das Studienhaus hier kennengelernt. Aktuell sind 28 Studenten hier aus Kamerun, Kongo, Madagaskar und Tschad. Das Haus ist ein Selbstversorgunghaus. Sie haben Kaninchen, Schweine, einen Garten, eine Hähnchenproduktion -trotzdem brauchen sie dringend Geld. Eine Photovoltaikanlage wäre super, oder eine umfriedende Mauer um das Gelände, und sie brauchen einen kleinen Bus, damit sie die Studenten zur Uni fahren können; ein alter Bus ist bei einem Unfall kaputt gegangen.

Wir haben die Uni besichtigt und eine Pfarrei besucht. Am nächsten Tag stand ein Besuch in zwei Pfarreien und einem Zoo an. Aufgrund der vielen Staus auf den Straßen und des starken Regens hat die Gruppe nur zwei Pfarreien besucht. Dort wurden wir herzlich empfangen. In der einen Pfarrei gab es einen Aperitiv, in der anderen ein leckeres Mittagessen. Alle waren von der Herzlichkeit begeistert.

Ankunft: Ein leckeres Frühstück nach der Fahrt auf katastrophalen Straßen (Teil 1)

Unsere elfköpfige Reisegruppe ist gut in Kamerun gelandet.

124 Herz-Jesu-Priester leben in 20 Gemeinschaften in Kamerun, einige davon werden wir besuchen. Die erste Nacht verbrachten wir in Ngoya, rund 15 km von der Hauptstadt Jaunde entfernt. Hier befinden sich Ausbildungshäuser von vielen Ordensgemeinschaften. Vom Flughafen fuhren wir in einem Kleinbus eineinhalb Stunden lang durch ein schweres Gewitter und auf katastrophalen Straßen zum ersten Zielort. Mit im Gepäck waren auch etliche Gastgeschenke wie Malstifte und kleine Spielsachen, Süßigkeiten und Arbeitshandschuhe.

Bei einem ersten Treffen gab Boris Igor Signé SCJ, der in Deutschland studiert hat und unser Reiseleiter sein wird, einen Einblick in die Geschichte und Gegenwart Kameruns. Dabei kam es auch zu einem herzlichen Wiedersehen nach zehn Jahren zwischen Pater Immanuel, der ein Jahr lang in Handrup gewesen war, und Reiseteilnehmerin Petra Bothe.

Bei sehr angenehmen 30 Grad und nach einer Nacht in sehr einfachen Zimmern haben wir ein leckeres Frühstück mit frischem Gemüse, Mangos und Papayas genossen. Jetzt wollen wir unsere Schule besuchen und gemeinsam Gottesdienst feiern.

Mehr über die Herz-Jesu-Priester in Kamerun lesen Sie hier.