Vom Studium ins praktische Tun: Erfahrungen der Freiburger Studenten

4 Studenten
Autor
Deutsche Ordensprovinz der Dehonianer SCJ
Datum
14.5.25

Die Verbindung von Glauben und praktischem Tun, von Theorie an der Hochschule und dem „echten Leben“, Verbesserung der Sprachkenntnisse, Bereitschaft zeigen, für Andere dazusein – die Gründe und Motivationen sind vielfältig für ein Praktikum. Vier Fratres aus Freiburg haben in den Semesterferien ein mehrwöchiges Praktikum absolviert und berichten von ihren Erfahrungen:

Umgang mit Kindern und Erwachsenen im schulischen Kontext

Clement Randrianasolo war dazu im Gymnasium Leoninum Handrup und übernahm vielfältige Aufgaben: „Ich habe die Schülerinnen und Schüler betreut, wenn sie ihre Aufgaben erledigt hatten, oder wenn sie Freistunden hatten, und ich habe auch an den Besinnungstagen mit Pater Paulo Henrique teilgenommen. Außerdem war ich an der Pforte eingesetzt, wenn kranke Schüler kamen.

Dabei war der Einsatz nicht auf die Schule begrenzt, sondern erstreckte sich auch auf das Kloster, etwa bei der Hilfe bei der Gartenarbeit mit Pater Paulo oder dem Sonntagsdienst im Café Dehon. Einmal habe ich einen Vortrag über das Schulprojekt unseres Ordens in Madagaskar gehalten. Da kamen 18 Gäste. Es hat ihnen gefallen, weil sie die Gelegenheit hatten, viele Fragen zu stellen.

In Handrup habe ich viele wertvolle Erfahrungen gesammelt, insbesondere über das deutsche Schulsystem. Dabei sind mir viele Unterschiede zu meinem Heimatland, Madagaskar, aufgefallen. Das Praktikum war für mich besonders hilfreich, um meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Ich konnte mich mit vielen verschiedenen Menschen austauschen und habe gelernt, wie man mit Kindern und Erwachsenen im schulischen Kontext umgeht.“

Beim Gemeindepraktikum „einen Geist der Kreativität“ erlebt

Die Hauptstadt Berlin bot Namlo Lanwasna Ngavounsia eine Fülle von Einsatzmöglichkeiten: in den Kirchengemeinden Mater Dolorosa und Ss. Corpus Christi der Pfarrei Heilige Theresa von Avila sowie im Krankenhaus Friedrichshain Berlin als Seelsorger unter der Leitung von Pater Markus Mönch.

„Meine Aufgaben in der Pfarrei umfassten unter anderem die Unterstützung der Priester bei ihren verschiedenen Diensten, die Zusammenarbeit mit den Christen und Christinnen beider Kirchengemeinden, die Teilnahme an zahlreichen Sitzungen mit Jugendlichen und älteren Menschen und Mitwirkung in der Kita in Corpus Christi. Im Krankenhaus ging es vor allem um das Zuhören und das Dasein in der Nähe der Patienten, mit ihnen zu sprechen, ihre Gefühle, Schmerzen und Ängste zu teilen und ihnen Hoffnung zu schenken, dass sie nicht allein sind.

Besonders gut hat mir die Offenheit der Menschen zur Kommunikation und Zusammenarbeit gefallen. Es gab einen Geist der Kreativität und der neuen Gestaltung, um die Dinge so zu entwickeln, dass sie für alle gut passen. Ich fand diese Art der Kommunikation sehr gut und hilfreich für die gesamte Gemeinde. Es ging nicht darum, dass der Pfarrer seine Meinung während einer Sitzung durchsetzt, sondern vielmehr um eine gemeinsame Entscheidungsfindung.

Nach dieser Erfahrung kann ich mir vorstellen, später einmal in der Pfarrei zu arbeiten. Denn ich bin in einer Ordensgemeinschaft, die immer für die Menschen da ist. Ich mag alle Menschen ohne Diskriminierung und stelle mich für sie zur Verfügung. Das ist genau das, was unser Gründer, Pater Leo Dehon, uns aufgetragen hat. Und das Gemeindepraktikum in Berlin war für mich eine Zeit, in der ich die Theorie von der Universität mit der Praxis in den Kirchengemeinden kombiniert habe. Es hat sich gelohnt, dieses Praktikum zu absolvieren.“

Emotionale Herausforderungen im Pflegeheim

Patrice Eugene Rakotoniaina sammelte seine Erfahrungen im Pflegeheim Marienhaus Freiburg als Betreuer der Bewohner*innen: „Das Praktikum stellte mich vor einige Herausforderungen. Einerseits war es emotional sehr anspruchsvoll, sich mit den Ängsten und Sorgen der älteren Menschen auseinanderzusetzen. Andererseits erlebte ich auch Momente der tiefen Verbundenheit, die mich in meiner eigenen Glaubensüberzeugung stärkten. Es wurde mir klar, dass die Theologie nicht nur als Theorie, sondern vor allem als Praxis verstanden werden sollte: in der Sorge für den anderen, im Zuhören und Mittragen der Lasten der Mitmenschen. Dabei habe ich mehr und mehr Geduld und Aufmerksamkeit gelernt.

Eine der wichtigsten Erkenntnisse aus meinem Praktikum war, wie wichtig es ist, dass religiöse Begleitung im Altenheim nicht nur in Form von Gottesdiensten und Sakramenten angeboten wird, sondern dass sie auch in alltäglichen Handlungen und Gesprächen spürbar wird. Es sind oft die kleinen, persönlichen Gesten: das Gespräch über den Glauben oder das Gebet in schwierigen Momenten, die den älteren Menschen eine tiefe Verbundenheit und Geborgenheit vermitteln.

Besonders auffällig war, wie viele Senioren in schwierigen Lebensphasen einen inneren Frieden fanden, indem sie ihre religiösen Überzeugungen lebendig hielten. Einige berichteten mir von ihren Hoffnungen auf ein Leben nach dem Tod, was in den Gesprächen über den Tod selbst eine zentrale Rolle spielte.

„Geht zu den Menschen“ hat unser Ordensgründers Pater Dehon uns aufgetragen, und deshalb ist es für mich vorstellbar, in solchen Einrichtungen später tätig zu werden. Unser Glaube hat in diesem Kontext eine sehr praktische Bedeutung, die den Menschen Trost, Hoffnung, Nächstenliebe und Orientierung bieten kann. Ich bin überzeugt, dass die Theologie auch in der Altenpflege eine essentielle Rolle spielt. Sie kann nicht nur als intellektuelle Disziplin verstanden werden, sondern als lebendige Praxis, die den älteren Menschen in ihrer letzten Lebensphase begleitet und ihnen hilft, ihren Glauben zu vertiefen und zu leben.“

Jeden Tag in der Behindertenwerkstatt „die Freude gespürt“

Unter Anleitung von hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war Bruno Rafanomezantsoa für die Begleitung und Betreuung von behinderten Menschen in der Behindertenwerkstatt der Caritas in Freiburg verantwortlich: „Schwerpunkt meiner Tätigkeit war die Anleitung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinderung bei Beschäftigungs- und Fördermaßnahmen. Außerdem begleitete ich Auftragsarbeiten für die Industrie und unterstützte die Werkstattmitarbeiterinnen und -mitarbeiter bei deren Aufgaben wie Verpacken, Zählen und Montieren.

Was ich dabei gelernt habe, war einfach die Freude, die mir die Menschen jeden Tag gezeigt haben. Bemerkenswert ist auch der Mut, den sie haben. Das hat mich persönlich sehr stark berührt – und dass sie ihre Arbeit überhaupt leisten können, fand ich sehr beeindruckend.

Ich finde es sehr wichtig für unsere Gemeinschaft, dass wir auch in solchen Einrichtungen arbeiten. Denn wir sind für alle da und immer bereit jedem zu helfen, der Hilfe benötigt.“