Elf Tage lang (25.11.2023 bis 05.12.2023) waren Pater Gerd Hemken SCJ und Pater Edwin Rombach SCJ in Südafrika. Vor genau 100 Jahren sind die ersten Herz-Jesu-Priester als Missionare dorthin gegangen. Dieses Jubiläum war der Anlass für die Reise und zahlreiche Besuche und Begegnungen in Südafrika.
Pater Rombach war selbst einige Jahre als Missionar in Südafrika tätig. P. Hemken flog zu den Jubiläumsfeierlichkeiten in seiner Funktion als Missonsprokurator.
Gestern Morgen (06.12023) bin ich gut in Frankfurt gelandet. Wenn ich auf die vergangenen Tage zurückschaue, dann bleibt folgendes in Erinnerung:
1. Es war eine Reise vom Winter in den Sommer. An vielen Tagen hatten wir über 30 Grad, an einem Tag sogar 40 Grad.
2. Es war eine Reise in ein wunderschönes Land, ein Land mit einer endlosen Weite, aber auch einer immergrünen Region rund um Durban.
3. Es war eine Reise, die zur Begegnung mit vielen freundlichen Menschen geführt hat. Wir haben mit vielen Menschen aus Südafrika gesprochen. Beeindruckt haben mich ihre lange Tradition, ihre tollen Tänze und ihre wunderschönen Gewänder.
4. Es war eine Reise in die Geschichte unserer Ordensgemeinschaft. 100 Jahre haben Mitbrüder segensreich gewirkt, viele Missionsstationen haben wir aufgesucht und gesehen, welch wertvolle Arbeit die Mitbrüder in den letzten 100 Jahren dort geleistet haben.
5. Es war eine Reise in eine lebendige Provinz. Die Anzahl der Mitbrüder ist nicht ganz groß, aber es ist eine Provinz, die viel schafft und große Pläne hat. Angesichts von 15 jungen Mitbrüdern in der Ausbildung ist da vieles möglich.
6. Es war eine Reise, die mir vor Augen geführt hat, dass wir Herz-Jesu-Priester eine weltweite Gemeinschaft sind, die in 45 Ländern vertreten ist. Die wertvolle Internationalität der Ordensgemeinschaft trat bei vielen Ansprachen und Begegnungen zutage.
7. Es war eine Reise, die gezeigt hat, wie wichtig die enge Zusammenarbeit vieler verschiedener Ordensgemeinschaften in den Missionsgebieten ist. Vor allen Dingen die Zusammenarbeit mit den Sacred-Heart-Schwestern und den Holy-Cross-Sisters wurde immer wieder betont. Wir Herz-Jesu-Priester haben vieles nur erreichen können in der Zusammenarbeit mit diesen Schwesterngemeinschaften.
8. Es war eine Reise in ein Krisenland. Die beiden Hauptprobleme in Südafrika sind wohl die Korruption und die Bandenkriminalität. Vieles wird durch diese großen Probleme gelähmt.
Wenn ich das alles zusammenfasse, kann ich sagen, dass es gut war, dass Pater Rombach und ich bei den Jubiläumsfeierlichkeiten dabei waren. Wir haben viele Gespräche mit Mitbrüdern aus vielen Ländern geführt. Wir haben viele neue Pläne geschmiedet, und ich bin mir sicher, die Begegnungen in Südafrika sind der Beginn für eine neue engere Zusammenarbeit und der Beginn von vielen neuen Projekten.
Ich bin dankbar für die wunderschöne Zeit in Südafrika.
Pater Hemken und Pater Rombach trafen sich in Johannesburg und flogen gemeinsam nach Bloemfontein, wo sie die Kathedrale besuchten und den Erzbischof trafen, ihren Mitbruder Pater Zolile Peter Mpambani SCJ. Weiter ging es mit dem Auto drei Stunden über Land bis Aliwal North. Dort wurden die beiden deutschen Herz-Jesu-Priester von ihren Mitbrüdern freudig erwartet und trafen auch den emeritierten Bischof Dr. Michael Wüstenberg. Er stammt aus dem Bistum Hildesheim und war der Vorgänger des jetzigen Bischofs Joseph Mary Kizito.
Gläubige aus der ganzen Diözese waren gekommen, um das Jubiläum mit einem Festgottesdienst zu feiern. Der Gottesdienst dauerte mehr als dreieinhalb Stunden und war für P. Hemken sehr beeindruckend, „in der Form und Art, wie Liturgie hier gefeiert wird – nicht kurz und zackig, sondern es braucht Zeit; in der wunderbaren Art und Weise, mit tollen Gesängen und wunderbaren Tänzen, und mit dieser schönen Kleidung, mit der sich die Damen für den Gottesdienst festlich zurecht machen.“
Am Ende des Gottesdienstes übergab der Vorsitzende der südafrikanischen Bischofskonferenz der Diözese ein neues Messbuch in der einheimischen Sprache. Daran schloss sich im Freien für alle Besucher ein großes Fest an.
Am Nachmittag stand ein Besuch auf der „Farm Mount Carmel“ an, einem großen Jugendzentrum der Diözese, und am Abend trafen P. Hemken und P. Rombach viele Mitbrüder aus verschiedenen anderen Provinzen der Ordensgemeinschaft, die mit der Diözese Aliwal North verbunden sind.
„In Südafrika ist jetzt Frühling, aber die Temperaturen sind mit weit über 30 Grad schon hochsommerlich“, erzählt P. Hemken. Er ist begeistert von der traumhaft schönen Landschaft: „Alles ist grün hier, weil es in den letzten Tagen viel geregnet hat.“ Gleichzeitig nimmt er die endlose Weite der Landschaft wahr. Dass die Gegend extrem dünn besiedelt ist, hat allerdings Schattenseiten: „Die Kathedrale war beim Gottesdienst sehr gut besucht, aber zu 90 Prozent von Frauen. Die Männer sind außerhalb dieser Region tätig, weil sie hier keine Arbeit finden.“
Ein weiteres großes Problem, auf das der Missionsprokurator gestoßen wurde, ist der Alkoholismus. „Man spricht hier sogar vom Alkoholsyndrom. 20 Prozent aller Menschen sind davon befallen, und sogar 20 Prozent der Kinder werden damit geboren, weil ihre Mütter Alkoholikerinnen sind“, berichtet P. Hemken betroffen.
Heute, einen Tag vor dem großen Jubiläum, haben wir uns mit all den Gästen und den Mitbrüdern aus Südafrika zu einem Studientag getroffen. Aus ganz verschiedenen Perspektiven haben wir uns dem Jubiläumstag genähert. Zunächst hat ein Afrikamissionar uns noch einmal vor Augen geführt, wie sich die Geschichte des Ordenslebens ins Afrika über die Jahrhunderte hinweg entwickelt hat. Danach hat Pater Chris aus der südafrikanischen Provinz uns noch einmal die ganze Geschichte der vergangenen Jahrhunderte erläutert. Viele Zahlen, Daten und Namen wurden dabei genannt.
Joseph Mary Kizito, der Bischof von Aliwal North, hat uns deutlich gemacht, wie sehr sich Ordensleben und die Arbeit in der Diözese bedingen, wie sie untrennbar miteinander verbunden sind. Und schließlich hat eine Schwester aus der Gemeinschaft der Holy Cross Sisters uns vor Augen geführt, dass die Arbeit der Herz-Jesu-Priester in den letzten hundert Jahren ohne ihre Gemeinschaft nicht denkbar gewesen sei: Holy Cross Sisters und Sacred Heart Priests haben sich immer wieder gegenseitig unterstützt und ergänzt.
Am Abend haben wir vor dem Abendessen einen Besuch auf dem Friedhof von Aliwal North gemacht. Dort sind fast alle Mitbrüder begraben, die hier in Südafrika gewirkt haben. 1923 kamen die ersten Mitbrüder nach Aliwal North, 1927 ist der erste Mitbruder gestorben. Sein Grab haben wir unter anderem besucht. Der Tag endete mit einem schönen bunten Abend in Gemeinschaft, zu dem auch Bischof Adam Leszek Musiałek SCJ, unser Mitbruder und Bischof von De Aar, dazukam.
Zusammengefasst kann man sagen: Die Geschichte der Herz-Jesu-Priester in Südafrika war und ist eine Geschichte mit Licht und Dunkel, wie immer im Leben. Manche großen Ideen sind gescheitert, andere Projekte sind auf wunderbare Weise perfekt gelaufen.
Bischof Joseph sagt: „Das Wichtigste bei der Arbeit ist, dass die Kontinuität gewahrt wird; nicht sprunghaftes Handeln führt in die Zukunft, sondern Kontinuität.“
Der heutige Tag endet hochsommerlich bei 38 Grad. Aber in Erinnerung bleibt vor allem die Internationalität hier in Südafrika und das schöne Bewusstsein, Teil einer großen weltweiten Gemeinschaft zu sein.
Heute vor 100 Jahren kamen die ersten beiden deutschen Mitbrüder in Aliwal North an. Papst Pius XI hatte im Juni 1923 Pater Dehon gefragt, ob er nicht Missionare nach Südafrika senden könnte. Bereits im Oktober des gleichen Jahres reisten die ersten beiden Mitbrüder ab und kamen nach einer langen Reise mit dem Schiff sechs Wochen später hier an.
In Erinnerung an die Ankunft der ersten Mitbrüder gab es heute Morgen zunächst eine große Prozession vom Kloster zur Kathedrale. Angeführt wurde sie von einer Tanzgruppe der benachbarten Schule. Dem Festgottesdienst, der dann gefeiert wurde, um für die letzten 100 Jahre zu danken und um Segen für die Zukunft zu beten, stand Erzbischof Zolile Peter Mpambani SCJ vor. Konzelebranten waren Bischof Adam Leszek Musiałek SCJ von De Aar, und Bischof Joseph Mary Kizito von Aliwal North; ferner alle Mitbrüder aus Südafrika sowie die Provinziale aus den USA, aus Polen, aus Madagaskar, aus Kamerun und aus Mozambique.
Musikalisch wurde der Gottesdienst gestaltet von den Novizen und Studenten aus Südafrika. Nach dem Gottesdienst gab es ein Festessen in der Halle neben der Kathedrale mit vielen Ansprachen, Tanzbeiträgen und Musik. Der Tag endete mit einem großen Grillfest im Park, zu dem alle Mitbrüder eingeladen waren.
Die Mitbrüder in Südafrika schauen voller Dankbarkeit in die Zukunft. Denn aufgrund des aktuell reichen Ordensnachwuchses sind sie zuversichtlich, was die kommenden Jahre anbetrifft.
Der Festtag hier in Aliwal North war ein wunderbarer Tag. Allerdings war es extrem heiß: 37 Grad im Schatten.
Einen Bericht in englischer Sprache und viele Fotos von den Jubiläumsfeierlichkeiten finden Sie auch auf der Homepage unserer Ordenskongregation.– Bericht hier lesen
Nach dem Morgengottesdienst sind wir aufgebrochen, um verschiedene Missionsstationen zu besuchen. 100 Jahre haben unsere Mitbrüder hier teilweise unter absolut bescheidenen Umständen bei der armen Bevölkerung den Glauben verkündet.
Fünf Missionsstationen haben wir heute besucht. Unter anderem waren wir in Teresa Mission. Wir wurden von der Bevölkerung afrikanisch-temperamentvoll erwartet und begrüßt. Immer wieder wurde von P. Bernhard Sahr, P. Wilhem Leyens und P. Edwin Rombach gesprochen, die vorbildliche Missionare und Pfarrer waren. Sie haben den Glauben verkündet, aber auch Kirchen, Schulen und Krankenhäuser gebaut.
Vor der Missionsstation in Mussong direkt an der Grenze zu Lesoto, mitten in den Bergen, wurden wir auf dem staubigen Schotterweg von einer Reiterstaffel erwartet. Sie begleitete uns bis zur Missionsstation. An der Kirche warteten viele Frauen und Kinder auf uns. Mit traditionellen Tänzen und Gesängen wurden wir begrüßt und unterhalten. Für uns hatten sie auch traditionell gekocht. Das Essen wurde dann mit den Fingern eingenommen.
Was bleibt am Ende des Tages? - Obwohl kein Herz-Jesu-Priester mehr auf diesen Missionsstationen tätig ist, sind doch die Früchte ihre Arbeit offensichtlich. Es gibt heute lebendige Gemeinden, die von einheimischen Diözesanpriestern geleitet werden. Unsere Mitbrüder haben den Samen gelegt, der heute reiche Früchte trägt.
Nach dem Frühstück sind wir mit dem Kleinbus von Aliwal North nach De Aar gefahren, etwa 400 Kilometer in gut vier Stunden. Die Reise führte über verhältnismäßig gute Straßen durch die endlose Weite Südafrikas. Kein Baum, kein Strauch, hier und da ein paar Schafe, Ziegen und Springböcke.
In dieser Region dürfen die Bauern pro Hektar zwei Schafe halten. Die Regelung gilt, damit es nicht zur weiteren Versteppung der Landschaft kommt.
In De Aar, einer Kleinstadt, wurden wir von unserem Mitbruder Bischof Adam Leszek Musiałek SCJ und einigen Gemeindemitgliedern empfangen. Zunächst haben wir miteinander in der Kathedrale Gottesdienst gefeiert. Abschließend haben uns zwei polnische Ordensschwestern mit einem zauberhaft leckere Mittagessen sowie Kaffee und selbstgemachtem Kuchen verwöhnt. Bischof Adam führte uns auch durch das Sozialzentrum: Kindergarten, Schule, Nähschule und Suppenküche unterstützen die Armen in der Gemeinde. Hinzu kommen eine Unterkuft für (schwerst- und mehrfach) behinderte Jugendliche und ein Hospiz. Viele von den Gebäuden wurden mit deutschen Spendengeldern gebaut. Er drückte noch einmal in besonderer Weise seinen Dank aus.
Auf zwei große Probleme wies Bischof Adam uns hin: Erstens die Korruption in Land: Ganz deutlich wird sie Tag für Tag darin, dass immer wieder für zwei bis drei Stunden der Strom ausfällt, und das bis zu viermal am Tag. Das hat zur Folge, dass keine Firma vernünftig arbeiten kann - weder im Büro, noch in der Produktion. Diese Tatsache führt dazu, dass kaum eine internationale Firma in Südafrika investiert und Arbeitsplätze schafft. Entsprechend hoch ist die Arbeitslosigkeit.
Das zweite große Problem ist die Bandenkriminalität. Nichts ist sicher. Für 450.000 Euro musste Bischof Adam einen großen starken Sicherheitszaun rund um die Kirche und Schule bauen lassen. Unbegreiflich.
Was bleibt am Ende des Tages? Bischof Adam sagte in seiner Predigt. „Wir sind die letzte Generation, die hier in der Pastoral und im sozialen Bereich arbeitet. Es gibt in unserer Diözese keinen heimischen Nachwuchs, und aus Europa oder den USA kommt auch niemand mehr. Wir können nur alles in Gottes Hand legen.“ – Nachdenkliche Gedanken.
Nach dem Gottesdienst um 7 Uhr sind wir am Freitag um 8 Uhr gestartet - 12 Stunden Fahrt, über Bloemfontein bis nach Pietermaritzburg. Einen Stopp haben wir in Bethlehem gemacht, einer bedeutenden Stadt, und kamen um 20 Uhr, als es schon dunkel war, in Pietermaritzburg an. Die lange Fahrt quer durchs Land war kurzweilig, weil wir immer wieder miteinander gebetet und gesungen haben, und es gab im Bus sogar Wifi.
Der Samstag begann mit der Hl. Messe mit Pater Edwin Rombach als Hauptzelebranten. Anschließend sind wir mit dem Bus von Pietermaritzburg 80 Kilometer nach Durban gefahren. Dort haben wir uns zunächst die Kathedrale angeschaut, dann waren auf dem Pferdemarkt, wo es manches undefinierbares Fleisch zu kaufen gab.
Anschließend ging es durch die Stadt an den Strand und zu einem Besuch in dem großen Seal Life. Interessant war für mich, dass in einer so großen Stadt wie Durban fast nur farbige Menschen zu sehen waren, man sieht kaum noch Weiße hier in Südafrika. Auch die Mitbrüder bestätigen das: Die meisten Weißen haben das Land schon verlassen, oder wenn wie es können, verlassen sie es jetzt.
Der Sonntag begann mit einem traumhaften Frühstück auf der Hotelterrasse, anschließend wir sind in unsere Pfarrei St. Francis gefahren; diese wurde in den letzten beiden Jahren von deutschen und polnischen Spendengeldern renoviert und saniert. Ein Mitbruder aus dem Kongo ist dort Pfarrer.
Als wir ankamen, war die Kirche bereits bis auf den letzten Platz gefüllt. Hauptzelebrant des Gottesdienstes war der Erzbischof von Durban, ein Mariannhiller Missionar CMM. In diesem Gottesdienst wurden sechs junge Mitbrüder und ein junger Dominikaner zu Diakonen geweiht. Es gab lange Gesänge, und es wurde oft getanzt. Es war sehr, sehr lebendig.
Am Ende des Gottesdienstes wurden noch einmal alle Mitbrüder vorgestellt, und es wurde ganz besonders der deutschen und der polnischen Provinz gedankt: Die deutsche Provinz hat die gesamte Ausbildung der jungen Mitbrüder finanziert und die polnische Provinz den Großteil der Renovierung der Kirche.
Der Erzbischof bedankte sich noch einmal bei allen Mitbrüdern, die in den letzten 100 Jahren hier tätig waren. Auch die sechs Diakone seien das Geschenk an die Kongregation zum Jubiläum.
Der Gottesdienst dauerte dreieinhalb Stunden. Danach ging es bei fast 40 Grad in die nahe gelegene öffentliche Halle. Dort gab es für alle Gottesdienstbesucher ein festliches Mittagessen und verschiedene kulturelle Aufführungen. Um 15 Uhr ging es dann rechtzeitig zurück ins Hotel, es kam ein schweres Gewitter mit Hagel auf. Der Abend endete mit einem gemeinsamen Grillfest aller Mitbrüder.