
„Das Licht in Bethlehem ist für alle erschienen!“ – Mit dieser Botschaft endete ein Krippenspiel von ukrainischen Kindern und Jugendlichen nach dem Sonntagsgottesdienst am 7. Dezember in der Klosterkirche in Neustadt. Die Gruppe mit 18 Kindern und Jugendlichen sowie ihren Begleitern aus Neustadts Partnerstadt Mukatschewo hatte einige Tage in Neustadt verbracht und dabei im Kloster übernachtet.
Das Krippenspiel mit dem Titel „Oma erzählt den Kindern über Weihnachten“ hat zwei Stränge: Da ist zum einen die Großmutter, die ihren Enkelkindern die Weihnachtsgeschichte vorliest; parallel dazu ist das reale Geschehen in Bethlehem zu sehen. Kreativ übergeleitet wird von einer Szene zu der anderen durch ein Wollknäuel, das die Darstellenden sich zuwerfen.
Einstudiert wurde das Krippenspiel seit Oktober unter der Regie von Jana Deschko. Es war sehr berührend und bemerkenswert, dass es komplett auf Deutsch gespielt wurde. Langanhaltender Applaus war der gerechte Lohn dafür. Zuvor hatten die ukrainischen Gäste den Gottesdienst mit zwei ukrainischen Weihnachtsliedern mitgestaltet.
Angekommen ist die Gruppe am Freitagvormittag. Trotz 1360 Kilometer und fast 22 Stunden Fahrt war bei den Kindern und Jugendlichen die Müdigkeit gar nicht so groß; „Sie freuen sich einfach, hier zu sein und nicht in die Schule zu müssen“, lachte Julia Taips, die stellvertretende Bürgermeisterin von Mukatschewo.
2023 entstand in der Stadt ein „deutsches Haus“, gekauft vom deutschen Innenministerium. Denn in Mukatschewo leben viele Menschen mit deutschen Wurzeln. „Deshalb machen wir jedes Jahr eine Weihnachtsreise mit den Kindern, die regelmäßig ins deutsche Haus kommen“, so Julia Taips.
Am Freitagnachmittag trat die Gruppe erstmals in Neustadt auf dem Weihnachtsmarkt auf. Am Samstag nahmen alle an einer Friedensdemonstration in Darmstadt teil, wo sie neben der ukrainischen Nationalhymne auch deutsche und ukrainische Weihnachtslieder sangen. Der Sonntagnachmittag in Straßburg war ein weiterer Höhepunkt der Reise.
„Wir sind sehr dankbar, dass wir den Kindern das bieten können und sie hier in Neustadt eine kurze sorglose Zeit erleben dürfen“, sagt die stellvertretende Bürgermeisterin. Zwar liegt Mukatschewo im Westen der Ukraine. Doch die Stadt wird immer mehr ins Kriegsgeschehen hineingezogen: „Es gibt immer mehr Binnenflüchtlinge, die wir aufnehmen und versorgen müssen“. Außerdem nehmen die Luftangriffe zu, fast täglich müssen die Menschen Sicherheit in Schutzeinrichtungen suchen. Stromausfälle von bis zu 16 Stunden und mehr sind inzwischen die Regel, „denn die Russen greifen die Zivilbevölkerung und die zivile Infrastruktur an.“
Um den Kindern eine wirkliche Auszeit in Neustadt zu gönnen, erlaubten die Erwachsenen ihnen, die App abzuschalten, die über das Handy vor Luftangriffen warnt. „So konnten sie hier auch ruhig schlafen.“
Erst im Sommer war eine Gruppe aus Mukatschewo in Neustadt gewesen; damals spendete die Stadt ausrangierte Feuerwehrautos, und nur wenige Wochen später waren sie im Einsatz, als eine US-amerikanische Firma bombardiert und zerstört wurde. Das erzählte die sichtliche berührte Vizebürgermeisterin nach dem Gottesdienst und bedankte sich herzlich für alle Unterstützung aus Deutschland.
„Vergesst nicht, dass dieser Krieg in vor eurer Haustür stattfindet“, sagte sie. Noch im November, sagen die erwachsenen Begleiter der Gruppe, hätten sie Hoffnung gehabt auf einen baldigen Waffenstillstand. „Jetzt haben wir keine Hoffnung mehr, und wir können nur bitten, dass der Rest von Europa uns weiterhin unterstützt.“
Und so wird wohl auch dieses Weihnachten bei den Christen in der Ukraine gefeiert werden – „aber sehr viel verhaltener als vor 2022, und auch die Geschenke werden nicht mehr so groß und pompös ausfallen wie früher.“
Wir unterstützen die Menschen in der Ukraine weiter mit Lebensmittelspenden und Geld für unterschiedliche kirchliche Akteure, die verschiedene Hilfsangebote machen. Für Ihre Spende können Sie die Bankverbindung der Missionsprokura der Herz-Jesu-Priester nutzen:
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Stichwort Ukraine