Erfahrungsbericht: Wanderexerzitien für den Frieden

Einige Tage im Mai war eine Gruppe aus Berlin zu Wanderexerzitien in Maria Martental. Eine der Teilnehmerinnen, Simone Mülle

Einige Tage im Mai war eine Gruppe aus Berlin zu Wanderexerzitien in Maria Martental. Eine der Teilnehmerinnen, Simone Müller, hat dazu diesen Erfahrungsbericht geschrieben
Autor
Deutsche Ordensprovinz der Dehonianer SCJ
Datum
4.7.22

Einige Tage im Mai war eine Gruppe aus Berlin zu Wanderexerzitien in Maria Martental. Eine der Teilnehmerinnen, Simone Müller, hat dazu diesen Erfahrungsbericht geschrieben:

„Die Wanderexerzitien für den Frieden waren für mich eine wunderbare Erfahrung. Vor der Anreise war ich gespannt und vielleicht auch etwas unsicher, was mich erwarten würde und welche Menschen ich kennenlerne.  Werde ich persönlich danach etwas mehr Frieden haben?

Am Ankunftstag lernten wir uns kennen, ein bunte ökumenische Gemeinschaft sowie die Wallfahrtskirche, das Kloster und der Rektor des Klosters, Pater Ryszard Krupa SCJ. Am folgenden Tag erwanderten wir uns die nähere Umgebung und den Kreuzweg. Intensiv beschäftigten wir uns mit den jüdischen Frauen in den Fenstern der Wallfahrtskirche. War ihr Verhalten friedlich? Wie wir dazu stehen, tauschten wir intensiv am Nachmittag aus.

Der Dienstag führte uns auf den Büchelwanderweg. Uns wurde aufgrund des Lärms des nahegelegenen Fliegerhorstes und des Sonderlager-Sperrgebietes sehr bewusst, wie labil der Frieden dieser Welt ist. Nicht nur in der Ukraine und in anderen Regionen der Welt, auch in uns. Frieden kann letztendlich nur erhalten werden, wenn jeder für sich selbst versucht, inneren Frieden herzustellen. Dazu muss man seine eigenen „Kriegs- und Krisengebiete“ im Inneren befrieden. „Singt dem Herrn ein neues Lied“ – sich bewusst neues friedvolles Denken und Verhalten von Gott schenken zu lassen, das wird uns in künftigen Entscheidungen, Wegen und Krieg im Innern begleiten. Die Pilgermesse tat uns gut. Wir konnten danach gemeinsam unsere Sorgen, Nöte, Gedanken und Kämpfe offen besprechen. Unsere Gruppe ging sehr einfühlsam miteinander um, jeder hat den anderen in sein Herz und Gebet eingeschlossen.

Mit einer Schnitzeljagd erkundeten wir den Schieferwanderweg mit der Frage: Wie finden wir miteinander Frieden? Wo können wir Grenzen setzen, um Frieden in Beziehungen zu finden und erhalten? Wie reflektieren wir Beziehungen? Was ist unser Beitrag für den Frieden? Wie erreiche ich, dass andere unsere Grenzen zu respektieren? Schwierige Aufgaben, die ständig einer Nachjustierung erfordern.

Himmelfahrt brachen wir auf den wunderschönen Wanderweg am wilden Endert auf mit dem Tagesthema „Gott und Ich“. Wie stehe ich zu Gott? Kann ich seine Zulassungen akzeptieren? Was denkt Gott von mir? Wie kann ich ihm näherkommen? Hat er Frieden mit mir? Antworten auf diese Fragen dauern länger als einen Tag. Wir verstanden, wir brauchen dafür immer wieder Zeit! Stimmt meine Beziehung zu Gott noch? Steht er (noch) an erster Stelle? Was würden er und Jesus jetzt zu dieser Situation/zu mir sagen? Wie sieht es mit meinem Frieden aus? Wer wollte, konnte vor der Himmelfahrtsmesse bei Pater Krupa die Feier der Versöhnung wahrnehmen.

Der Film „Und lenke unsere Schritte auf den Weg des Friedens“ hat uns abends die Frage: „Warum lässt Gott Leid und Böses zu?“ noch einmal vor Augen geführt.

Beeindruckend hatte uns Gabriele Sych ihren Pilgerweg durch Polen auf den Spuren ihrer Vorfahren nahebracht und die vielen Orte, welche noch immer von unermesslichem Leid, Krieg, Flucht, Hass, Grausamkeit zeugen.  Gewalt von Menschen an Menschen. Nicht von Gott. Letzten Endes können nur wir, jeder für sich, seinen kleinen Teil dafür tun, dass solches Leid verhindert wird, indem jeder täglich an seinem inneren Frieden arbeitet. Dann wäre die Welt friedvoller.

Freitag, der letzte gemeinsame Wandertag führte uns auf dem Eifelcamino bis Lutzerath. In einer kleinen Krieger-Kapelle in Alflen haben wir derer gedacht, die in den letzten zwei Weltkriegen ihr Leben ließen. Wieviel Opfer hat das gekostet! Wieviel Verlust, Kummer und Trauer hat das in den Familien ausgelöst! Abends konnten wir gemeinsam mit Pater Krupa noch einmal diese Woche mit Gespräch, Gesang und Gebet würdig beschließen.

„Geh nach Martental!“ Wir haben wohl alle verspürt, dass dieser Ort in seiner Tiefe besonders ist. All unsere Sorgen, Nöte und Probleme werden nicht plötzlich verschwinden, aber wir durften sie äußern, ablegen und besonders verspüren, dass wir keine Last allein tragen müssen. Wir dürfen uns helfen lassen. Jesus, Maria und unser himmlischer Vater sind bei uns. Die gemeinsamen Gespräche, Gebete und Gesänge in der Gruppe haben unendlich wohlgetan und unter uns eine ganz besondere Verbindung geschaffen.
Ich bin dankbar für die wunderbaren Menschen, die ich kennenlernen durfte, unsere Wandergruppe, Pater Krupa. Wir wurden sehr fürsorglich und liebevoll von den Patern aufgenommen, wurden rundum vorzüglich versorgt und untergebracht, fühlten uns bei den Laudes und den Messen willkommen und angenommen.

Ich bin Frau Sych sehr dankbar, dass ich diese Wanderexerzitien miterleben durfte. Dazu waren sehr viele Stunden der Vorbereitung nötig. Mit viel Einfühlungsvermögen und Flexibilität hat Frau Sych dieses anspruchsvolle Programm umgesetzt und jede Teilnehmerin individuell mit einbezogen.  Die gesamte Woche hat mich sehr bereichert und mir letztendlich wieder mehr inneren Frieden gebracht.

Mir ist aber bewusst, dass dieser Friede nicht bleibt und immer wieder neu errungen werden will. Ich glaube, dass ein Rückblick auf diese Woche dabei in der Zukunft hilft.“

Zum Vormerken:

Im kommenden Jahr wird es wieder Wanderexerzitien geben, und zwar in der Woche von 04. – 06. Juni 2023. Interessenten können sich schon jetzt per Mail bei Gabriele Sych vormerken lassen, per Mail an sych@moviable.de