Frater Théodore Bongmoyong Lemnyuy SCJ stammt aus Kamerun. Zum katholischen Glauben ist er ganz handfest gekommen: „Mein Elternhaus steht gegenüber der Kathedrale in der Stadt Kumbo im Nordwesten Kameruns. Meine Mutter und meine Oma sind regelmäßig in den Gottesdienst gegangen.
Wenn ich mitgegangen bin, habe ich zur Belohnung immer etwas Süßes zu essen bekommen – so ähnlich wie hier in Deutschland Berliner. Später habe ich angefangen, Xylophon zu spielen und habe auch im Gottesdienst Musik gemacht. Erst dann habe ich angefangen, im Inneren etwas zu spüren. So ist mein Kontakt zu Gott entstanden, und die Sehnsucht nach ihm hat sich weiterentwickelt.“
Die Herz-Jesu-Priester, weiß Frater Théodore, haben den Katholizismus in seine Heimatstadt Kumbo gebracht. Nach dem ersten Weltkrieg mussten sie das Land zwar verlassen, aber die Saat ist aufgegangen. 2006 sind wieder Herz-Jesu-Priester in Théodores Heimat gekommen, 2008 hat er einen von ihnen persönlich kennengelernt – nach einem Gottesdienst, den er mit dem Xylophon begleitet hat.
„Wir haben immer viel von den Herz-Jesu-Priestern gehört, wie sie nach Kamerun gekommen sind, und dass ihnen das Herz Jesu und der Menschen wichtig sind“, berichtet der 33jährige. „Bei uns in den Dörfern sagt man auch, man solle den Menschen mehr mit dem Herz begegnen als mit dem Kopf. Das ist eine sehr beruhigende und angenehme Art des Umgangs“, denkt er.
Nach dem Abitur 2009 nahm Théodore Kontakt zur kamerunischen Provinz der Herz-Jesu-Priester auf, musste zunächst französisch lernen – er stammt aus dem englisch-sprachigen Teil Kameruns - , lebten neun Monate als Aspirant mit, wurde Postulant, dann Novize und legte 2012 sein erstes Gelübde ab.
Im September 2013 kam Frater Théodore nach Deutschland, um hier Theologie zu studieren. Er lebt im Ausbildungshaus Herz-Jesu-Kloster Freiburg. Auch hier stand das Erlernen einer weiteren Fremdsprache am Anfang. Jetzt ist er bereits im 12. Semester und schreibt an seiner Abschlussarbeit mit dem Titel: „Über die Tugend der aktiven Friedensbereitschaft“.
Die zunehmende Gewalt – in Deutschland, weltweit, vor allem aber in seiner Heimat Kamerun – hat ihn zu diesem Thema inspiriert. „Seit 2018 herrscht im englischen Teil Kameruns Krieg“, erzählt er. Die Bewohner der englischsprachigen Provinzen fühlen sich seit langem von der frankophonen Bevölkerung benachteiligt. Sie fordern, in der Schule und vor Gericht Englisch statt Französisch verwenden zu können.
Der Protest, 2016 befeuert durch Pläne der Zentralregierung, das Schul- und Justizsystem zu frankophonisieren, entwickelte sich zu einer Unabhängigkeitsbewegung, der die staatlichen Sicherheitskräfte mit Gewalt entgegentreten.
Die Auseinandersetzungen eskalieren immer häufiger. Bei seinem Heimatbesuch im Jahr 2019 wurde er selbst direkt darin verwickelt. „Ein solches Erlebnis“, ist er überzeugt, „macht dich zu einem besseren oder einem schlechteren Menschen.“ Wie man als Mensch – und erst recht als Ordensmann – mit kriegerischen und gewalttägigen Erfahrungen umgeht, auch das soll Thema seiner Abschlussarbeit sein.
Die kamerunische Provinz besteht aus insgesamt 20 Kommunitäten – zwei davon im Tschad, drei in der englischen Region, die anderen in der französischen Region. „Es gibt bei uns immer viele junge Menschen, die sich für das Ordensleben interessieren“, so Théodores Erfahrung. Und so gibt es 128 Mitbrüder und Priester in Kamerun und derzeit sechs Novizen. Wahrscheinlich wird auch Théodore nach Beendigung seines Studiums wieder in seine Heimat zurückk