Ein „internationales Mehrgenerationenhaus“ ist das Freiburger Kloster: Sieben Studenten aus Madagaskar, Kamerun und Finnland sowie neun Patres zwischen Mitte 40 und Ende 80 Jahren leben hier unter einem Dach: „Es sind schlicht und einfach zwei unterschiedliche Gruppen: die Alten und die Jungen, sprich die Deutschen und die Ausländer. Damit ist aber gar nicht gesagt, dass es eine Spaltung gäbe. Wir sind eine gute Kommunität. Ich selber fühle mich wohl und lebe gerne hier“, fasst Pater Marcio Auth SCJ zusammen. Die Arbeit als Rektor im Kloster Freiburg nennt er gleichwohl „eine spannende Herausforderung“.
Denn die Unterschiede sind groß, unter anderem, was die Aufgaben und damit die Tagesabläufe betrifft: Die Studenten sind unterschiedlich weit in ihrem Theologiestudium, einige noch im vorbereitenden Sprachunterricht. Pater Edwin Rombach SCJ arbeitet in Bad Krozingen in der Krankenhaus- und Kurseelsorge. Pater Sergio Rotasperti SCJ betreut die italienische Gemeinde in Freiburg und arbeitet darüber hinaus als Koordinator im internationalen Kommunikationsteam der dehonianischen Kongregation.
Andere übernehmen Gottesdienstvertretungen außerhalb des Klosters, halten vereinzelt Hochzeiten, Taufen und Beerdigungen. „Jeden Morgen um sieben Uhr und sonntags um neun Uhr haben wir Messe in unserer Klosterkapelle“, fährt Pater Auth fort. Ebenso wichtig: „Jeden Tag haben wir Bereitschaft für Beichte und Beichtgespräche, die gut angenommen werden.“
Private und gemeinsame Zeit
Wichtig sind die gemeinsamen Gebetszeiten und Mahlzeiten. Dieser geordnete Tagesablauf, sagt Frater Namlo aus Kamerun, tue ihm gut: „Das ist für meinen Glauben und meine Berufung grundlegend. Darüber hinaus haben wir auch viele gemeinsame Aktivitäten wie etwa Sport und sind offen miteinander.“ Die freien Zeiten nutzen die Studenten derzeit für ihr Studium – zuhause und online und in gegenseitiger Unterstützung.
Pater Franz Hoch SCJ nutzt den Vormittag für seine persönlichen Studien. Viel Zeit verbringt er mit dem Dienst im Sprechzimmer und mit der Beichtbereitschaft, das Abendessen nimmt er aus gesundheitlichen Gründen früher ein als der Rest der Kommunität. Und am Abend findet er sich gerne im Erholungszimmer ein – allerdings nur, wenn es kein Fußballspiel im Fernsehen gibt: „Die Mitbrüder wissen, dass ich das dann anschaue“, verrät er schmunzelnd.
Echtes Miteinander
Die Jungen und die Alten leben wirklich miteinander, das ist ihnen wichtig. Zu Pater Josef Schlarmann SCJ etwa haben viele guten Kontakt: „Er ist ein großer Fan von Finnland und ein guter Freund auch von meinen Eltern“, erzählt Frater Martti. „Er ist ein Pater mit einem großen Herzen und hat auch immer gerne Zeit mit uns Studenten verbracht.“
Eine Einschätzung, die auch Frater Namlo teilt: „Er ist 88 und braucht viel Aufmerksamkeit und Pflege. Aber er macht uns auch viel Spaß durch seine Erzählungen und Witze. Das gefällt mir. Heute ist er alt und benötigt meine Hilfe. Morgen werde ich alt sein.“
Als ebenso gesellig bezeichnen die Studenten Pater Peter Busch SCJ, und auf die Unterstützung von Pater Johannes Strieker SCJ greifen sie besonders gerne zurück: „Mit ihm habe ich häufig ganz interessante Gespräche. Und er macht sehr oft die Sprachkorrektur für meine Essays und Hausarbeiten, immer schnell und zuverlässig!“, freut sich Frater Martti. Auch Frater Namlo nutzt dessen Korrekturen gerne.
Frater Patrice aus Madagaskar, der seit Januar 2020 in Freiburg lebt, findet es „toll, viele alte Mitbrüder zu haben, weil sie beispielsweise die früheren Geschichten erzählen können – vor allem Geschichten von Deutschland.“ Und außerdem, fügt er an, „können sie uns beim Studium einen guten Weg zeigen. Das spüren wir auch beim Bibelgespräch jeden Samstag!“
Auf Rücksicht kommt es an
Frater Martti nimmt die Frage nach Reibereien humorvoll. Der begeisterte Musiker erkennt sie am ehesten in den Gottesdiensten: „Da sind die Musikgeschmäcker natürlich manchmal verschieden“, grinst er. „Und natürlich möchten wir Studenten gerne etwas häufiger Gäste einladen. Da müssen wir Rücksicht nehmen, dass es nicht zu unruhig wird.“ Aber insgesamt, schätzt er, „dass wir ziemlich gut die Maxime ‚Leben und leben lassen‘ im Kloster verwirklichen!“
Pater Sergio räumt ein, dass ihm in Freiburg seine Familie in Italien fehlt, dafür genießt er „die Herzlichkeit, die Freiheit und die Internationalität“. Außerdem ist er überzeugt, dass die Kommunität hilft, „um als Familie zusammenzuwachsen, um unsere Mission zu erfüllen, um Jesus und seinem Evangelium zu folgen, gemäß dem Charisma von Pater Dehon“.
Rückblickend sagt das auch Pater Hoch. Er erinnert sich noch gut an seine jungen Jahre als Herz-Jesu-Priester und ist überzeugt: „Ohne eine gute Kommunität wäre ich nicht in den Orden eingetreten!“ Er war ein treuer „Beleger“ abwechselnd von Stegen und Freiburg. Von der Stegener Zeit schwärmt er noch heute: „Es war eine anstrengende Zeit mit viel Arbeit. Aber wir waren eine junge Kommunität und haben Wert darauf gelegt, dass wir miteinander arbeiten und leben.“
Und das alles, meint Pater Marcio, ist durch und durch dehonianisch: „Typisch für uns und dehonianisch ist ein Klima des Respekts, ein liebevoller und herzlicher Umgang miteinander und gegenseitige Achtung, trotz aller Unterschiede. Wir bemühen uns um eine gute Atmosphäre der Gastfreundlichkeit.“
Der Beitrag ist erschienen in der Ausgabe 60 unseres Ordensmagazins „Dein Reich komme“ im Frühjahr 2021.
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